Transrapid sucht Mitfahrer

■ Fahrgastzahlen müssen nach unten korrigiert werden

Berlin (taz) – Der in den letzten Zügen liegende Transrapid hat einen neuen Schlag erhalten. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Deutsche Bahn (DB) die prognostizierten Fahrgastzahlen um rund die Hälfte herunterkorrigieren müssen. Statt der 12 bis 14 Millionen Reisenden, die die Verbindung Hamburg – Berlin ab 2010 nutzen sollten, seien jetzt nur noch 6,3 Millionen Fahrgäste pro Jahr prognostiziert. Weniger Fahrgäste bedeuten weniger Einnahmen – mögliche Privatinvestoren, die mit einer satten Rendite dazu gebracht werden sollten, sich an den Kosten des Streckenbaus zu beteiligen, dürften skeptisch reagieren.

Christine Geißler-Schild, Sprecherin der Bahn, mochte die Zahlen nicht bestätigen. Richtig sei, daß die Prognose von bis zu 14 Millionen Fahrgästen, die von 1991 stamme, nach unten hätte korrigiert werden müssen. Grundlage dafür sei, daß sich die Fahrgastzahlen im allgemeinen nicht so entwickelt hätten wie erwartet. Konkrete Schätzungen für den Transrapid gebe es aber nicht, da noch nicht feststehe, ob ein- oder zweigleisig gebaut werde. Je nachdem, wie viele Züge zeitgleich verkehren, könnten entsprechend mehr Fahrgäste aufgenommen werden – gesetzt den Fall, es gibt Fahrgäste. Die Bahn halte weiter daran fest, daß der Transrapid kostendeckend sei.

Für Albrecht Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, sind die neuen Fahrgastzahlen ein weiterer Beweis für die Unsinnigkeit des Transrapid. Die Finanzierung über Privatinvestoren werde dadurch zu einem „Wolkenkuckucksheim“. Die Investoren seien schließlich keine mildtätigen Organisationen. Darüber hinaus ginge die Bahn sowohl bei der derzeitigen Korrektur als auch der Prognose davon aus, daß sie auf der Strecke Hamburg – Berlin konkurrenzfrei fahre – dies sei aber nicht unbedingt anzunehmen. Eine EU-Richtlinie zwinge die Bahn dazu, auf ihrem Schienennetz auch andere Unternehmen zuzulassen. In Deutschland nutzen bereits mehrere ausländische Unternehmen das Streckennetz der DB – so zum Beispiel Schweizer Züge und zahlreiche kleine Unternehmen. Die DB könne nicht verhindern, so Schmidt, daß sich ein Unternehmen Nutzungsrechte auf einer lukrativen Strecke einklage.

Im September soll endgültig von den drei Beteiligten Bund, Bahn und Industrie über den Transrapid entschieden werden. Das Verkehrsministerium hat noch letzte Woche verkündet, man suche für die fehlenden drei Milliarden Mark private Investoren.

Maike Rademaker