Grüne unterstützen Fischers Atom-Vorstoß

■ Neue Impulse bei festgefahrenen Ausstiegsverhandlungen erwartet

Bonn (rtr) – Die Grünen sehen im überraschenden Vorstoß von Bundesaußenminister Joschka Fischer zum Atomausstieg eine neue Chance, die Verhandlungen mit der Stromwirtschaft voranzutreiben. Grünen-Vorstandssprecherin Antje Radcke sagte gestern in Bonn, Fischer habe sich mehr in seiner Eigenschaft als Vizekanzler denn als Außenminister eingeschaltet. Ein für die Grünen zentrales Anliegen wie den Atomausstieg dürfe man nicht nur einer einzigen Person überlassen: „Warum sollten wir uns da nicht alle einmischen?“ fragte Radcke.

Ihre Sprecherkollegin Gunda Röstel meinte: „Ich finde es richtig, daß wir alles, was uns zur Verfügung steht, in die Waagschale werfen, damit der Atomausstieg ein Erfolg wird.“ Diese Bündelung der Kräfte bedeute nicht, daß Trittin der Atomausstieg aus den Händen genommen werde. In der Umgebung des Ministers wurde betont, daß Fischers Initiative mit Trittin abgestimmt gewesen sei.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Cem Özdemir, begrüßte ebenfalls Fischers Intervention. Fischer habe sich „gerade noch rechtzeitig“ eingeschaltet, „da zu befürchten war, daß die Ausstiegsdiskussion sich verhakt und nicht vorankommt“, sagte Özdemir im Saarländischen Rundfunk. Der Atomausstieg sei nicht allein die Angelegenheit des Umweltministers. Fischer sei als ehemaliger hessischer Umweltminister der Mann bei den Grünen, „der am meisten Erfahrung hat bei Ausstiegsverhandlungen, der am meisten Verhandlungen geführt hat mit der Atomindustrie“.

Der Chef des Energieverkonzerns RWE, Dietmar Kuhnt, wird sich morgen mit Umweltminister Trittin zu einem Gespräch unter vier Augen treffen, wie ein RWE-Sprecher bestätigte. Es komme auf eine Einladung des Ministers zustande, die schon vor Fischers Gespräch mit den Chefs von vier Energieversorgern am vorigen Freitag eingegangen sei. Über den Verlauf dieses Gesprächs sei Stillschweigen vereinbart worden.