Annahme unter der Theke

■ BEB reduziert Annahmestellen für Batterien: Einzelhändler für alte Energiespender zuständig / Stichprobe der Verbraucherzentrale: Umsetzung bislang mangelhaft

Sie sind klein wie Hemdsknöpfe oder groß wie Schuhkartons. Sie bestehen aus Blei, Cadmium oder Quecksilber. Also müssen sie gesammelt, recycelt oder deponiert werden: Batterien. Bis vergangenen Oktober haben die VerbraucherInnen dies über die Abfallgebühr bezahlt. Nun sollen die Batterie-Hersteller für das Sammeln und Entsorgen der ausgebrannten Zellen zahlen. Dazu haben rund 300 Hersteller und Importeure die Stiftung „Gemeinsames Sammelsystem Batterien“ (GRS) gegründet. GRS holt auch in Bremen alte Batterien bei Einzelhändlern und Recyclinghöfen ab. Jetzt müssen die Einzelhändler die ungeliebten Zellen – auch noch unabhängig vom Fabrikat – zurücknehmen, und die Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) sparen insgesamt 100.000 Mark pro Jahr.

Die 100.000 Mark, die sie aufgrund der Batterieverordnung sparen, stabilisieren die Abfallgebühren, sagt BEB Sprecher Reinhard Holtin. „In den nächsten Jahren erhöhen wir die Gebühren nicht“. Einen Pferdefuß hat für ihn die Verordnung dennoch: „Annehmen müssen die Kommunen die Batterien weiterhin.“ Dabei geht die BEB auf Sparkurs. In den nächsten Tagen ziehen sie alle Sammelcontainer aus Schulen und Verwaltungen ein. Von den einst 400 Rückgabemöglichkeiten bleiben noch 14 bei den Recyclinghöfen und Wertstoffmobilen. „Es gibt 2.000 Annahmestellen in der Stadt, die Einzelhändler, das reicht“, erklärt Holtin.

Zehn Batterien kauft jede BremerIn durchschnittlich pro Jahr. „Nur ein Viertel bringen sie zurück, der Rest landet im Restmüll“, sagt Reinhard Holtin. Um die Zurückgegebenen kümmert sich nun die GRS. „Wir haben ein Budget von 30 Millionen Mark“, sagt Andreas Redmann, Sprecher des Stiftung. Damit wollen die Firmen wie Duracell, Panasonic, Philips, Sanyo, Sony, Varta und dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektrotechnikindustrie ihr Entsorgungspaket finanzieren.

Jeder Einzelhändler bekommt von der GRS auf Anfrage eine Kunststoffsammelbox zugeschickt. Je nach Gusto bekommen sie die kleine Box für zehn Kilo Batterien oder die große Box für 30 Kilo. Ist der Behälter voll, wählt der Einzelhändler seine ganz persönliche Callcenternummer. Die GRS beauftragt umgehend einen der bundesweiten LogistikpartnerInnen, das Batterriepaket in den nächsten 14 Tagen abzuholen und zu einer der Sammelstellen in Lübeck, Grevenbroich oder Selms zu chauffieren. Dort werden die runden und eckigen Zellen recycelt oder deponiert.

„Das ist eine Verbesserung zu den Vorjahren, damals mußten die Verbraucher das zahlen“, sagt Andreas Redmann. Ob die Hersteller tatsächlich ihre Kosten vom Gewinn abzweigen ist fraglich. Heiz-Jürgen Wittland aus der Rechtsabteilung der Geschäftskette „Ihr Platz“ in Osnabrück sagt: „Die Hersteller schlagen die Kosten auf den Einkaufspreis.“ Somit finanzierten wiederum die KäuferInnen die Entsorgung, wie beim Grünen Punkt.

Die BEB wollten jetzt wissen, ob die Bremer Einzelhändler die neue Verordnung tatsächlich umsetzen. Zweimal haben sie in diesem Jahr die Verbraucherzentrale beauftragt, in 75 Geschäften den neuen Service zu prüfen. Das Ergebnis der letzten Stichprobe: 25 Läden hatten keine Sammelstellen und nur 13 Geschäfte erklärten mit Schildern und Infomaterial das neue System. Hauptkritik der Verbraucherschützer: In vielen Fällen bleiben die Kunden vorerst Bittsteller. Denn die Boxen stehen oft gut versteckt unter der Ladentheke und werden nur auf Verlangen vorgeholt.

Andrea Reidl