Viertel-Drogenprojekt ist beerdigt

■ Gesundheitsbehörde urteilt: „Lokalpolitisch nicht verträglich“

„Kein Spielraum mehr für Kompromisse“ – mit diesen Worten hat Viertel-Ortsamtsleiter Robert Bücking gestern Mittag das überraschende Aus für das geplante Drogenprojekt vom Drogenhilfeträger „Ani Avati“ kommentiert. Am Morgen nämlich hatte die Gesundheitsbehörde kurzerhand entschieden: Das umstrittene Projekt wird sofort eingestellt.

„Klasse“, sagten dazu gestern spontan Anwohner, die seit zwei Wochen in heller Aufregung sind (die taz berichtete). Sie hatten rein zufällig Bautätigkeiten in der St. Pauli-Straße entdeckt und sofort eine Bürgerinitiative gegründet – allerdings auf der Basis wild kursierender Gerüchte. Denn statt handfester Fakten hatte sich nur herumgesprochen, daß in dem angemieteten Laden eine Drogenberatungsstelle entstehen wird. „Ani Avati“ hatte die Anwohner vorab nicht informiert. Ein Infotreffen war erst nach dem Umbau anvisiert.

Ein kurzerhand anberaumtes Gespräch zwischen Anwohner- und Trägervertretern brachte auch keine Klärung: Obwohl „Ani Avati“ beteuerte, dort keine Beratungstelle zu öffnen, sondern zwölf drogengefährdete Jugendliche zu betreuen, trauten die Anwohner der Information nicht und wollten sich weder auf Platzbeschränkungen noch auf Projekt-Probezeiten einlassen – wegen der schiefgelaufenen Informationspolitik.

Nun setzte die Gesundheitsbehörde kurzerhand den Schlußstrich: Das Projekt sei schlicht „lokalpolitisch nicht verträglich“, erklärte Matthias Gruhl, Abteilungsleiter für Gesundheitswesen. Im Viertel gelte die Vereinbarung, daß keine weiteren Drogenprojekte enstehen. Außerdem sei es „fachlich nicht haltbar, suchtgefährdete Jugendliche gerade im Viertel zu betreuen“. Laut „Ani Avati“ haben die Jugendlichen „nur Probleme mit Alkohol, Tabletten und Hasch – Heroin, Kokain oder so nimmt keiner von denen“. Das „Nein“ zum Projekt müsse man nun erstmal „intern diskutieren“. kat