Coca-Cola auf Schülerfang

■ Mit einer bislang einzigartigen Werbeaktion versucht der amerikanische Getränkeriese, Jugendliche für sich zu gewinnen

Werbeplakate gibt es an der Gutenberg-Oberschule in Lichtenberg noch nicht. Dabei haben Lehrer, Schüler und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) genau das vor zwei Jahren befürchtet, als die Schulverwaltung entschied, reine Produktwerbung an Schulen zuzulassen. Dennoch war Coca-Cola gestern in der Oberschule präsent – und zwar nicht nur auf Getränken. Auf Inline-Skates, Bällen und einer HiFi-Anlage, die die Schüler zum Plattenauflegen einlud, prangte der Werbezug des Getränkeriesen in Weiß auf Rot.

Coca-Cola war gestern mit seinem Aktionsmobil in Lichtenberg unterwegs. Für einen Tag hat die Firma den Schülern der Gutenberg-Oberschule Sportartikel zur Verfügung gestellt und sie gleichzeitig mit Getränken versorgt. Sozialsponsoring nennt das die Firma Coca-Cola, die derzeit mit dem Projekt „1.000 Schulen in Bewegung“ bundesweit mit Aktionsmobilen von Schule zu Schule reist. In Berlin werden zehn Ausbildungsstätten angefahren.

Der Gutenberg-Oberschule kam die Unterstützung von Coca-Cola zu ihrem alljährlichen Sommerfest vor Ferienbeginn gerade recht. „Dieser Abschluß des Schuljahres wird hauptsächlich aus Mitteln der Schule und des Fördervereins der Gutenberg-Oberschule finanziert“, sagt Schulleiter Gerhard Bethke. Doch er gibt offen zu, dankbar für das Zusatzangebot von Coca-Cola zu sein. Auch Thomas Schall, der pädagogische Koordinator der Schule, betont, daß das Fest konstanter Bestandteil des Schuljahres sei. „Wir sind auf das Sponsoring nicht angewiesen“, sagt er.

Besonders interessant dabei: Coca-Cola gibt die Getränke kostenlos ab und überläßt es der Schule, ob sie ihre Schüler dafür bezahlen läßt. Die Gutenberg-Oberschule entschied sich dafür, die Schüler mußten 50 Pfennig für einen Becher bezahlen. Den Erlös kann die Schule behalten. „Damit können wir die Renovierung der Schule vorantreiben“, so Schall. Bei den Schülern kamen die Angebote von Coca-Cola gut an. „So ein vielfältiges Sportangebot haben wir sonst nicht“, sagt einer von ihnen. Besonders die Möglichkeit, sich als DJ auszuprobieren, stieß auf Begeisterung. Daß sie dieses Angebot einem Werbefeldzug des Getränkeriesen Coca-Cola zu verdanken haben, ist ihnen egal: „Cola trinken wir sowieso.“

Nach Angaben der Schulverwaltung ist die Aktion des Getränkeherstellers bislang eine Ausnahme. „Von Vergleichbarem wissen wir nichts“, so die Sprecherin der Schulverwaltung, Almuth Draeger. Konsequenzen wird die Aktion in der Lichtenberger Schule erst einmal nicht haben. Weiterhin wird es in der Cafeteria der Schule Coca-Cola-Produkte neben anderen Getränken in Flaschen geben. Einen Automaten will die Schulleitung so lange nicht aufstellen, so Schall, bis Coca-Cola kein ökologisch vertretbares Alternativkonzept zu Dosen hat. Katy Müller

„Mit dem Erlös aus dem Getränkeverkauf können wir die Renovierung der Schule vorantreiben“