■ Warum Frauen in die Bundeswehr gehören
: Die Zitadelle muß geschleift werden

Wenn wahr würde, wovon Verteidigungsminister Scharping in Bild sprach, dann könnte vielleicht bald der Beruf der Soldatin (und nicht der Journalistin) den höchsten Respekt im Ansehen der Männergesellschaft genießen. Und das, seien wir ehrlich, ist doch, was zählt. Soldatinnen mit Waffen sind nämlich durchsetzungsfähig und weiblich. Was Männer bei berufstätigen Frauen schätzen.

Okay, das klingt frivol, und so ist es auch gemeint. Denn ist es nicht das, was das Militär fürchtet? Weibliche Frivolität? Schwule Kadetten? Der Laden soll sauber bleiben. Deswegen wurde Shannon Faulkner, die 1994 ihre Aufnahme in die US-Eliteeinrichtung Citadel (sic!) erzwang, als „Hure“, „Schlampe“ und natürlich „Lesbe“ beschimpft.

Doch die Zitadelle muß geschleift werden. Schließlich – das haben wir doch nicht falsch verstanden? – ist Emanzipation die Aufgabe der Frau im 20. Jahrhundert. Wir dürfen nicht mehr Mündel sein; uns sagen lassen, daß wir den Krieg erleiden müssen, ihn aber nicht führen dürfen. Uns per Grundgesetz eine friedliebende Natur verordnen lassen. Wir müssen den Wehrdienst verweigern.

Es mag um Frauen in der Bundeswehr als Lückenbüßerinnen für fehlende Mannstärken gehen, um Frauen in der Bundeswehr als Einstieg in die Berufsarmee, vielleicht sogar um Frauen in Kampfverbänden, weil sonst „die Laufbahnerwartungen sehr begrenzt“ sind, wie Manfred Wörner selig in der unnachahmlichen Sprache der Bürokratie sagte.

Doch man muß auch mal fragen, was haben wir eigentlich davon, daß wir keine Waffen tragen dürfen? Mehr Sicherheit? Eine friedlichere Welt etwa?

Was nie gesagt wird: Frauen in Kampfverbänden, das mochte einmal für eine alte archaische Welt untragbar sein, denn tausend gefallene Frauen hieß wenigstens tausend nicht geborene Kinder. Das konnte selbstzerstörerisch werden für eine kleine Gesellschaft. Tausend tote Krieger sind unerheblich, Kinder erledigt der überlebende Rest.

Im modernen Krieg, in dem stets mehr ZivilistInnen getötet werden als Soldaten fallen, kehrt sich das Argument geradezu um. Haben wir nicht jetzt im Kosovo-Krieg gesehen, wie kostbar das Leben jedes einzelnen Nato-Soldaten ist? Wie négligeable das Leben der Flüchtlingsfrauen und -kinder? Vor allem für gewisse Pazifisten? Wollen wir das Militär menschlicher, humaner machen? Nein, eigentlich nicht. Nur fairere Chancen zum Überleben für unsere Töchter. Brigitte Werneburg