Ein Texaner auf dem Weg zum Toursieg

■ Der neue Radsportheld Lance Armstrong baut auf der von Guerini gewonnenen Königsetappe der Tour de France seine Führung aus

L‘Alpe-d‘Huez (dpa) – Der italienische Radprofi Giuseppe Guerini hat gestern mit einem starken Finish die Königsetappe bei der Tour de France gewonnen. Lance Armstrong (US Postal Team) hat als fünfter einen wichtigen Schritt getan, um die Gesamtwertung dieser Tour zu gewinnen.

Der 10. Tagesabschnitt über 220,5 km vom italienischen Wintersportort Sestriere nach L‘Alpe-d‘Huez führte über drei Berge der höchsten Kategorie und stand lange im Zeichen der beiden französischen Ausreißer Stephane Heulot und Thierry Bourguignon. Guerini, der für das deutsche Team Telekom fährt, riß erst spät die Initiative an sich. Kurz vor dem Ziel stürzte er noch dramatisch, als ein Fotograf sich ihm in den Weg stellte. Der Sieg des Bergspezialisten kam überraschend für das zuvor ziemlich abgeschlagene Team Telekom. Guerini, vor der Etappe Gesamtvierzehnter, rückt damit weiter vor (11:17 zurück). Der Sieg tue „sicherlich der ganzen Mannschaft gut“, sagte Telekom-Chef Ron Sommer.

Für Lance Armstrong ist der Gesamtsieg keine Illusion mehr. Hinter Tonkov (21 sec zurück), Fernando Escartin (22) und Alex Zülle kam er als fünfter ins Ziel und baute seine Führung im Gesamtklassement auf nun 7.47 min vor Zülle aus. Abraham Olano verlor weitere 2.04 min und ist jetzt nur noch Gesamtdritter.

Richard Virenque, eine der Hauptpersonen des Dopingskandals vom Vorjahr, wurde wie am Tag zuvor 6. und fährt erstmals seit 1997 wieder im rotweiß gepunkteten Trikot des besten Kletterers.

Da bei der Tour spätestens seit 1998 der Verdacht immer mitradelt, stehen einige Beobachter angesichts der phänomenalen Leistungsexplosion des genesenen Krebspatienten Armstrong (27) vor einem Rätsel. Der Belgier Johan Bruyneel, Teamchef von Armstrong, sagt lapidar: „Unser Geheimnis heißt Arbeit.“

Während die Veranstalterzeitung L'Équipe Armstrong inzwischen mit seinem Namensvetter Neil vergleicht, schwingen in anderen französischen Zeitungen wieder leise Zweifel an der Redlichkeit mancher sportlicher Leistung mit. Libération berichtete gestern über „die Wut derjenigen, denen man eine saubere Tour versprochen hatte“ und sprach von perfekter Inszenierung und Dramaturgie: „Armstrong ist der Wunderbare, Virenque der Verfolgte und Zülle der Reuige.“