Bann für British Beef vorbei

EU-Kommission hebt Exportverbot für britisches Rindfleisch auf. Aber die BSE-Gefahr ist noch nicht vorbei. Neue Fälle sind in Europa an der Tagesordnung  ■   Von Maike Rademaker

Ab dem 1. August dürfen britische Viehzüchter wieder Rindfleisch ins Ausland verkaufen. Das weltweite Exportverbot wird aufgehoben. Das beschloß die EU-Wettbewerbskommission in Brüssel am Mittwoch.

Die Aufhebung gilt allerdings nicht uneingeschränkt: Exportiert werden darf nur garantiert BSE-freies Fleisch von Tieren, die nicht mit Tiermehl gefüttert wurden und zwischen 6 und 30 Monate alt sind – Stichdatum ist der März 1996, als das Exportverbot erlassen wurde. Zudem muß das Fleisch knochenlos sein, weil sich der BSE-Erreger vor allem in Hirn und Rükkenmark konzentriert.

BSE – bovine spongiforme Enzephalopathie – steht unter dem Verdacht, die tödliche Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) beim Menschen auszulösen. Das erste BSE-kranke Rind wurde 1986 in Großbritannien gefunden, als Ansteckungsursache für die auch „Rinderwahn“ genannte Seuche gilt infiziertes Tiermehl. Vor dem Exportverbot waren nach Angaben der World Health Organisation (WHO) 160.000 Tiere in England erkrankt. Bis heute wurden 177.000 Fälle BSE-kranker Tiere bekannt – nur 600 davon erkrankten außerhalb Großbritanniens. An CJK sind insgesamt 43 Menschen gestorben, 42 in England, einer in Frankreich.

Als BSE und die mögliche Verbindung mit der CJK bekannt wurde, ging der Rindfleischverbrauch in der EU drastisch zurück, deutsche Verbraucher zögern immer noch, und Metzgereien weisen per Aushang darauf hin, daß sie nur Fleisch aus deutschen Betrieben verkaufen. Dabei wurde schon vor Ausbruch der Seuche kaum Rindfleisch aus Großbritannien importiert, weil im Inland ohnehin deutlich mehr produziert als verbraucht wird. 1985 beispielsweise kamen gerade mal 86 Zucht- und Nutzrinder über den Kanal nach Deutschland – kein einziges Schlachtrind.

Trotzdem ist eine generelle Entwarnung längst noch nicht angesagt – aber die gab es auch nicht während des britischen Exportverbots, denn die Rinderseuche ist keine englische Krankheit. BSE-Fälle wurden inzwischen aus zehn Ländern gemeldet, die letzten erst in den letzten Tagen aus Frankreich und der Schweiz, die damit allein in diesem Jahr auf 18 bzw. 25 Erkrankungen kommen. An der Spitze liegt allerdings Portugal, das bereits 87 Fälle melden mußte – hier hat Brüssel das seit September bestehende Exportverbot bis August 2000 verlängert.

Und immer noch ist es problematisch, BSE-Ansteckungen frühzeitig zu erkennen. Inzwischen hat der Wissenschaftliche Lenkungsausschuß der EU zwar bereits drei Testverfahren als „Schnelltests mit 100prozentiger Erfolgsrate“ akzeptiert, trotzdem können auch sie die Seuche nur zuverlässig nachweisen, wenn das volle Krankheitsbild BSE entwickelt ist. Im Vorstadium ist BSE nicht zuverlässig zu erkennen.

Auch bei der Herkunftskennzeichnung gibt es Schlupflöcher. Zwar gibt es seit Juli vergangenen Jahres eine EU-Richtlinie, wie Rindfleisch etikettiert werden muß, damit sich der Weg vom Hackfleisch bis zum Tier zurückverfolgen läßt. Diese ist aber bis Januar 2000 freiwillig. Außerdem, kritisiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, könne bei der gängigen Zerlegepraxis in den Schlachthöfen auch gar nicht auseinandergehalten werden, welches Tier aus welcher Haltung stamme.

Volle Sicherheit haben die Steakfreunde demnach nur, wenn sie auf anderes Fleisch umsteigen oder auf die Einführung des von den Agrarministern der EU gerade beschlossenen Bio-Etiketts für Fleisch warten. Das bekommt nur Fleisch von Tieren, die im Freien und ohne Tiermehl aufgezogen wurden. Es soll in den nächsten 12 Monaten eingeführt werden und gilt nicht nur für Rindfleisch, sondern auch für Schweine- und Hühnerfleisch. Im Futter dürfen auch keine gentechnisch veränderten Pflanzen eingesetzt werden – allerdings in der Mast Antibiotika.