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Unterm Strich

Kraftwerk Inc.: Die Expo 2000 Hannover GmbH hat offiziell zu ihrem offiziellen Jingle, einem 400.000 Mark teuren 10-Sekunden-Spot der legendären Elektroniker Kraftwerk (vgl. taz vom 24. 6.) Stellung genommen. Chefin Birgit Breuel verlautbarte, der Jingle sei „auch wirtschaftlich ein Erfolg“. Die Verhandlungen über die Vermarktungsrechte seien abgeschlossen. Breuel: „Die Investitionskosten für den Jingle werden sich – ähnlich wie beim Expo-Logo und dem Expo-Maskottchen „Twipsy“ – durch Souvenirartikel und Lizenzen mehr als refinanzieren. Künstlerisch ist zu sagen, daß die Gruppe „Kraftwerk“ zu den renommiertesten Musikgruppen der Welt gehört. Der Jingle ist in der Tat eine neue schöpferische Konzeption – und dies ist gewollt. Die Expo will inhaltlich neue Wege an der Schwelle des 21. Jahrhunderts aufzeigen – und die Musik gehört dazu.“ Über Geschmack, so Breuel abschließend, ließe sich bekanntlich streiten: „auch das ist so gewollt. Die Expo möchte eine Stätte der Diskussion und der Streitkultur sein. Der Jingle ist ein solcher Anlaß – das ist so gewollt. Der Erfolg zeigt sich schon: Innerhalb von wenigen Minuten waren gestern die ersten gepreßten Special-Edition-CDs im Expo-Büro vergriffen. Wir wünschen uns eine kompetente und sachliche Auseinandersetzung über den Jingle.“

Kanzler Inc.: Nur zwei Sitzungen mußten dem Dresdner Künstler Max Uhlig für ein Porträt von Gerhard Schröder reichen, Sie verstehen, „Termine“! Und das in Öl! Der 62jährige Maler und Grafiker, der für seine abstrakten Landschaften und Porträts auf Papier und Leinwand „längst über Sachsen hinaus bekannt ist“ (dpa), hat vorwiegend aus Skizzen und Studien ein ganzes Dutzend Bilder gefertigt. Zwei frontale und drei Halbprofile will er kommenden Sonntag dem früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten zur Aufnahme in die dortige „Ahnengalerie“ zur Auswahl vorstellen. Uhlig und Schröder kennen sich seit der Eröffnung einer Ausstellung der Sammlung der Norddeutschen Sparkassenstiftung im Sprengelmuseum Hannover 1996. Damals „trat ein Mann an mich heran und sagte, daß er mich schon lange einmal kennenlernen wollte“, sagt Uhlig, der auch als Professor an der Dresdner Hochschule für bildende Künste lehrt. Bloß sei „es schwierig gewesen, einen Menschen zu porträtieren“, der jetzt von allen Seiten ausgeleuchtet werde. Die Kleidung sei bei seinen Bildern indes „Nebensache“.

DDR-Trash Inc.: Das originellste Stück der Ausstellung „Marke Eigenbau“ aus Vorwendezeiten wird gesucht. In der Publikumsgunst liegen bisher ein zusammenklappbarer Campinganhänger, ein wohnzimmerfüllender Heimcomputer und eine Kettensäge mit einer Intershop-Kaffeedose als Benzintank ganz vorn, wie der Veranstalter, die Berliner Cartoonfabrik, am Donnerstag mitteilte. Die Ausstellung im Haus der Russischen Kultur und Wissenschaft in der Friedrichstraße war am 2. Juli eröffnet worden. Bisher wurden mehr als 3.000 Besucher gezählt. Jeder dritte Besucher hat sich an der Wahl des ausgefallensten Exponats beteiligt. Auf 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind bis 22. August rund300 Kreationen „pfiffiger DDR-Bürger“ (dpa) zu sehen.

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