■ Schnittplatz
: GNSN heißt jetzt LNBN

Dicke schwarze Balken sind selten geworden: Wo Opfer, Autokennzeichen oder Schamlippen tatsächlich noch unkenntlich gemacht werden, hat die modernen Bildretusche ihre Vorgänger längst weggeekelt. Nur gelegentlich erwartet die plumpen Schwärzungen eine neue Aufgabe: Schließlich macht ein gar nicht so interessantes Foto mit Balken einfach mehr her.

Am letzten Montag nun wurde auch Folge 2 der eigentlich gar nicht so interessanten Sat.1-Sendung „Gute Nachbarn, schlechte Nachbarn“ plötzlich mit den Hingucker-Balken über den wertenden Attributen präsentiert. Und übergepiepst dazu. Grad so, als hieße das „erfolgreiche Reportagemagazin“ (Sat.1) z. B. „Kinderficker Nachbarn, Votze Nachbarn“. Dabei widmet es sich bloß mal wieder all jenen, die sich, Tür an Tür, nicht grün sind.

Knopf an Knopf auf der Fernbedienung fristen auch die Reihenhausprogramme von Sat.1 und RTL ihr Dasein. Und da kann Sat.1 nicht in Frieden senden, was den bösen Nachbarn bei RTL nicht gefällt. Die TV-Firma Grundy Ufa jedenfalls wirft Sat.1 vor, den guten Namen ihrer RTL-Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ auszunutzen – und erwirkte prompt eine einstweilige Verfügung.

Doch wer am Dienstag die „Harald Schmidt Show“ anschaute, sah dort plötzlich einenProgrammhinweis mit teilgeschwärztem „Nachbarn, Nachbarn“-Schriftzug und dem hämischen Zusatz: „Verboten durch Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Allerdings war der Programmhinweis kein ein Late-Night-Gag, sondern ein echter Sat.1-Scherz in der Werbepause. „Von der Geschäftsführung“, so Sat.1-Trailer-Designer Stefan Matlick, sei der Hinweis auf den Widersacher vorgeschlagen worden, während sich Sat.1-Pressefrau Birgit Borchart über die „gelungene PR-Aktion“ von der Konkurrenz freut.

Ab Montag heißt der Daily-Kleinkrieg bei Sat.1 übrigens „Liebe Nachbarn, böse Nachbarn“ – jedenfalls, bis sich Herr Herbert Böse aus Bad Liebenstein oder der Nachbar von Herrn Joachim Liebertz aus der Bösenburger Straße beschweren. csch