Nepal

Nepal hat 22 Millionen Einwohner. Eines seiner drängendsten Probleme ist das enorme Bevölkerungswachstum. Jährlich steigt es um 2,6 Prozent, eine halbe Million Menschen. Die Hauptstadt Katmandu mit rund 600.000 Einwohnern – andere Schätzungen gehen mittlerweile von 1,1 Millionen aus – ist reich an Tempelanlagen der hinduistischen und buddhistischen Religion. Trotz des Einzugs der Moderne in Form von Konsumgütern wird in weiten Teilen Nepals noch mit vorindustriellen Methoden gearbeitet. Der Pflug und Handarbeit herrschen auf den Feldern vor. Wegen der geringen Ernteerträge und hoher Arbeitslosigkeit leben rund sechzig Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Nepal ist in hohem Maß von ausländischen Hilfsgeldern abhängig.

Erst nach langer Abgeschiedenheit hat sich Nepal der Welt geöffnet. Die ersten Touristen kamen Mitte der fünfziger Jahre in das damals feudalistisch regierte Hindu-Königreich. Verstärkten Zustrom von Westlern erlebt das Land seit 1990. Damals wurde das Feudalsystem mit zum Teil gewaltsamen Demonstrationen gestürzt und der König gezwungen, das politische System nach dem Vorbild der konstitutionellen Monarchie zu reformieren.

Erst kürzlich wurde in Nepal wieder ein Parlament gewählt. Die sozialdemokratisch orientierte Nepali Congress konnte sich deutlich gegenüber den sozalistisch orientierten kommunistischen Parteien durchsetzen. Seit 1996 macht dem Land eine in den unwegsamen Bergen operierende maoistische Guerilla zu schaffen. Rund achthundert Polizisten, Staatsdiener, Maoisten und Zivilisten sind seitdem umgekommen. In manchen Dörfern konnten auch dieses Jahr die Wahlen wegen der Präsenz der Guerilla nicht durchgeführt werden.

Eine Hauptdevisenquelle des agrarisch strukturierten Landes – nur zwanzig Prozent leben in den Städten – ist der Tourismus. Beliebt sind die Treckingtouren in das Randgebiet des Himalaja. Im Norden des Landes grenzt das Hochgebirge an das von China besetzte Tibet. Im Osten, Westen und Süden grenzt Nepal an Indien, den allmächtigen Nachbarn.

Wie in Indien herrscht auch in Nepal das Kastenwesen. Neunzig Prozent bekennen sich zum Hinduismus, der Rest verteilt sich auf Buddhisten und eine Minderheit von Muslimen. Eine Vielzahl von Stämmen, die sich zum Teil untereinander nicht verständigen können, bevölkert Nepal. Hauptsprache ist Nepali. Der Einfluß der einstigen britischen Kolonie Indien führte dazu, daß vor allem in Katmandu die höheren Kasten englisch sprechen.

Eine Vielzahl von Stämmen sind über das Land verteilt. Die Gurkhas, von denen viele Männer in der britischen und indischen Armee dienen, rekrutieren sich hauptsächlich aus drei Stämmen: Gurung, Rai und Magar. Im Westen ebenso bekannt wie die Gurkhas sind die Sherpa. Sie sind heutzutage Lastenträger und Bergführer für die Touristen im Himalaja und dessen Vorgebirge.