Trabrennvergnügen mit Asbestberieselung

Wegen exzessiver Asbestbelastung drohte das Bezirksamt Altona schon mit der Schließung der Trabrennbahn in Bahrenfeld. Jetzt soll sie provisorisch saniert werden  ■ Von Gernot Knödler

In die Trabrennbahn in Bahrenfeld wird demnächst wohl doch noch einmal investiert – wenn auch zunächst nur provisorisch. Die Betreiberin der Rennbahn, die Hamburger Trabrenngesellschaft (HTRG), hat jetzt angeboten, Zwischendecken in das Gebäude einzuziehen, um zu verhindern, daß weiterhin Asbest in die Räume rieselt. Wegen der Gesundheitsgefahr hatte das Bezirksamt Altona mit einer Schließung der Tribüne zum 31. August gedroht.

Die Trabrenngesellschaft streitet sich vor Gericht mit der Vermieterin der Trabrennbahn, der städtischen Sprinkenhof AG, darum, wer für die Sanierung des Gebäudes aufkommen muß. Mit dem jetzigen Angebot hat die HTRG ein Stück weit nachgegeben, um sicherzustellen, daß der Rennbetrieb unter akzeptablen Bedingungen fortgesetzt werden kann.

„Wir können und wollen es nicht zur Schließung kommen lassen“, sagt HTRG-Präsident Bernd Bormann – zum einen stünden mehr als 600 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Außerdem wolle man die Sportfreunde nicht enttäuschen. Schließlich sei die HTRG nach dem HSV „der größte Dauersportveranstalter Hamburgs“. In vierzehn Tagen sollen die erforderlichen Arbeiten beginnen, versichert Bormann, „so daß die Tribüne spätestens Mitte August wieder uneingeschränkt zur Verfügung steht“.

Wie der Altonaer Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer mitteilt, rieselt das Asbest aus den Ummantelungen der Lüftungs- und Klimaanlagen. Bekannt sei die Asbestbelastung der Tribüne bereits seit fünf Jahren. Seit längerem ist es deshalb verboten, Discos dort zu veranstalten. Eskaliert sei das Problem aber erst in den vergangenen fünf Monaten. Das Material alterte rapide, Kühl- und Lüftungsrohre wurden undicht, immer mehr Fasern schweben durch die Räume.

Bei einer „Routineüberwachung“ vor 14 Tagen wurden in einem Clubraum, in der Damentoilette und der Garderobe Asbestablagerungen entdeckt. Das Bezirksamt ließ die Räume sperren. Bereits sechs Wochen zuvor habe sein Amt der Vermieterin Sprinkenhof mit einer Schließung der gesamten Tribüne gedroht, wenn das Bauwerk nicht saniert werde, sagt Hornauer. Aber die Sprinkenhof AG und die HTRG pokerten weiter.

Sollte die HTRG jetzt das Asbest durch Abdichten unter der Decke halten und die bisher freigesetzten Fasern entfernen, könnten die Auflagen der Bauprüfabteilung erfüllt werden, glaubt der Bezirksamtsleiter. Die Anlage könnte über den 31. August hinaus geöffnet bleiben.

Die HTRG hat die Rennbahn nur noch bis zum Jahr 2005 gepachtet. Für die Zeit danach sucht der Senat einen neuen Erbbaurechtsnehmer, der das Rennbahngelände sanieren soll. Doch das Verfahren zieht sich hin. Hatte die Wirtschaftsbehörde zunächst angekündigt, sie wolle im März einen Investor vorschlagen, so sagt Behördensprecher Bernd Meyer heute: „Wir hoffen, daß die Verhandlungen bis zum Herbst durch sind.“

Denn die Gespräche sind kompliziert: Von ursprünglich vier Bewerbern sind noch zwei übrig, darunter die Hamburger Traberpark Bahrenfeld AG. Mit ihr verbunden ist der Immobilienkaufmann Harald „Charles“ Grendel, der zusammen mit dem Ex-„Derrik“-Assistenten Fritz Wepper die Bahn hatte übernehmen wollen. Nach einer Reihe von Streitereien gaben die beiden entnervt auf.

Die Stadt muß sich einerseits mit den potentiellen Investoren einigen, die Investoren müssen sich bis 2005 mit der HTRG verständigen. „Die nächsten sechseinhalb Jahre geht ohne die HTRG gar nichts“, sagt Bormann selbstgewiß. Die gemeinnützige GmbH hat nach Auskunft ihres Präsidenten selbst einen Investor an der Hand – „sehr seriös, fachlich und finanziell“. Ein Bewerber, der mit Grendel verbunden ist, kommt für die HTRG als Kooperationspartner nicht in Frage. Bormann: „Wir sind bereit mit jedem geeigneten Investor zusammenzuarbeiten, aber bitte nicht mit dieser Gruppierung.“

Um die Sanierung der Rennbahn zu finanzieren – Bormann veranschlagt sie auf acht Millionen Mark – hat der Senat den Investoren angeboten, weitere gewinnbringende Gebäude an der Trabrennbahn zu errichten: so zum Beispiel Wohnungen, Hotels oder Freizeiteinrichtungen. Schließlich soll der neue Erbbaurechtsnehmer die Bahn „dauerhaft und ohne öffentliche Zuschüsse“ betreiben können. Wohnungen und Hotels, wie sie von Grendel und Wepper geplant waren, hält Bormann für „schwer vorstellbar“. Inwieweit der Senat den Gestaltungswünschen der Investoren entgegenkommen kann, darum wird zur Zeit offenbar gefeilscht.

Nach Informationen von Bezirksamtsleiter Hornauer will zumindest einer der Bewerber ohne eine solche Mantelbebauung auskommen – was sich Bormann überhaupt nicht vorstellen kann. „Wie wollte der sich finanzieren?“, fragt er. Der geheimnisvolle Investor der HTRG ist nach Angaben ihres Präsidenten bereit, 100 bis 150 Millionen Mark in gewinnversprechende Projekte neben der Trabrennbahn zu stecken.

Auf jeden Fall würde der Senat für den Mantel einen neuen Bebauungsplan aufstellen müssen, der weitere Zeit verschlingt. Die Arbeitsgruppe aus Vertretern der Senatsbehörden und des Bezirks, die den Rahmen für den Bebauungsplan stecken soll, tagte in diesem Jahr schon ganze drei Mal.