Nur noch geduldet

■ Nach Jahren im Kirchenasyl muß eine Roma-Familie nun Ende August ausreisen

Die Familie Daferoski lebt noch in der St. Johannis-Kirche in Glinde. Viereinhalb Jahre waren die Eltern mit ihren vier Kindern dort im Kirchenasyl, bis sie im Frühjahr schließlich aufgaben und ihre Ausreise nach Mazedonien ankündigten (taz berichtete). Die Duldung, die sie daraufhin bekamen, lief nun ab. Sie wurde gestern bis Ende August verlängert, weil noch keine Paßpapiere für die Einreise in Mazedonien vorliegen.

Durch die Duldung konnte die Roma-Familie seit Ende April zumindest das Kirchengelände verlassen und sich frei in den Kreisen Lauenburg und Stormarn bewegen. Eineinhalb Jahr war ihnen das unmöglich gewesen. Weil die sofortige Verhaftung drohte, hielten sie sich ausschließlich auf dem Kirchengelände auf – bis sie im Frühjahr so zermürbt waren, daß sie entschieden aufzugeben. Denn eine Perspektive dauerhaft in Deutschland bleiben zu können, zeichnete sich nicht ab.

„Die psychische Belastung der Familie hatte eine Grenze erreicht“, sagt Pastor Jürgen Probst, dessen Gemeinde die Daferoskis versorgte und betreute. Der Vorstand der St.-Johannis-Kirche hatte sich intensiv dafür eingesetzt, den Daferoskis den Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen. Doch der umfängliche Schriftwechsel und diverse Gespräche mit dem Innenministerium von Schleswig-Holstein waren vergeblich. „Der politische Wille ist einfach nicht da“, so Probst.

Insgesamt leben die Daferoskis bereits seit elf Jahren in Deutschland. Die Kinder sind hier zur Schule gegangen, mußten sie jedoch ohne Abschluß abbrechen, als sie das Kirchengelände nicht mehr verlassen konnten. ee