■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Niermannlos, nicht sprachlos

„Never change a winning team“, heißt ein schönes Sprichwort. Die Bremer CDU plakatierte vier erfolgreiche Köpfe und immerhin drei davon sitzen wieder in der Landesregierung. Aber in den zweiten Reihe des winning team knirscht es doch gewaltig, da rollen die Köpfe. Der Fraktionsvorsitzende, den man eigentlich nicht zur zweiten Reihe rechnen darf, wurde ausgetauscht, der Landesgeschäftsführer geht, der stellvertretende Regierungssprecher ging. Jeder Fall liegt sicherlich etwas anders, nicht alle gingen ganz unfreiwillig, aber dringlichen Bitten, doch zu bleiben, war niemand ausgesetzt. Und was wird aus Guido Niermann, der als Sprecher von Partei und Fraktion die Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit der CDU trug?

Gestern war er „in Urlaub“. Lange geplant sei der Urlaub, wußte der Landesvorsitzende Bernd Neumann auf seiner Freitags-Pressekonferenz zu berichten. In den Wahlkampf-Monaten war zur Erholung ja auch keine Gelegenheit. Wie lange so ein „Urlaub“ dauern kann und ab wann man ehrlicherweise von Beurlaubung sprechen müßte, das kann ein Landesvorsitzendernatürlich nicht wissen. Oder besser: Er kann es nicht sagen. Niermanns Vertrag endet am 31. August, und bis dahin reichen seine Urlaubsansprüche auf jeden Fall.

Der neue Fraktionsvorsitzende kann sich dabei über mangelnde Unterstützung durch Niermann nicht beklagen. Als Eckhoff vor einigen Monaten Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung werden wollte, da „half“ der gute Niermann kräftig mit. Allerdings ohne den richtigen Erfolg.

In Kreisen der „ersten Reihe“ der Bremer CDU wird Niermann beides sehr übel genommen: Erstens, daß er parteilich innerhalb der Partei arbeite, also nicht gleichermaßen für alle Abgeordneten und Strömungen der CDU da sei. Und zweitens, daß es oftmals erfolglos war, was er so machte. Eckhoff, das darf man unterstellen, möchte auf jeden Fall populärer gemacht werden als das für seinen Amtsvorgänger Ronald-Mike Neumeyer gelungen ist. Eigentlich ist Eckhoff sich selber sein „bester“ Pressesprecher. Und neben sich braucht er keinen, der ihm Journalisten vom Halse hält, sondern schon eher einen, der sie bedient.

So geht selbst Niermanns Anwalt derzeit nicht davon aus, daß sein Mandant nach Ablauf seines Vertrages Anfang September wieder als Pressesprecher ins CDU-Büro zurückommt. Und der Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff (33) sucht verzweifelt eine junge neue Sprecherin. Die wäre ja keine Hilfe, wenn sie schlechter wäre als er, sie muß also extrem schlagfertig und kommunikativ sein, also auch so erfolgreich wie er. Und sie muß, damit das neue Team auch für die zweite Reihe ein „winning team“ werden kann, mindestens so attraktiv aussehen wie Eckhoffs neue Parteigeschäftsführerin, die Silke Müller. Dieses junge Team muß ein „winning team“ werden und dann rollen beim nächsten Mal die Köpfe der Altvorderen in der ersten Reihe, findet

Ihre Rosi Roland