Jungunternehmer: Back to the roots

■ Jungunternehmer wollen den Wirtschafts-Unterricht an Bremer Schulen mitgestalten, indem sie für einige Stunden den Lehrerposten übernehmen / Ist das neue Schulprojekt Werbung für die Selbständigkeit oder ein Bildungskonzept für die Zukunft?

Über Jahrzehnte hinweg hatten Gymnasien eigentlich nur einen Anspruch: Die SchülerInnen sollten auf ihr Studium an der Uni vorbereitet werden. Inzwischen gehört dieser monogame Vorsatz der Vergangenheit an. Die Berufswelt hat sich verändert - die Schulen versuchen, sich bestmöglich anzupassen. Allerdings nicht genug, findet der Bremer Regionalkreis des Bundesverbandes Junger Unternehmer (BJU). Im kommenden Schuljahr sollen erstmals 20 BJU-Mitglieder an hiesige Gymnasien pilgern und aktiv im Wirtschafts-Unterricht mitmischen. „Nur so können wir eine Brücke zwischen Schülern und Unternehmern schlagen“, kommentiert der Projekt-Teilnehmer Jörg Benecke.

Ab Oktober wollen die einge-planten BJU-Paten zunächst in den Klassenzimmern das Ruder in die Hand nehmen. Sie versprechen „erfahrungsorientierten Projekt-Unterricht“ - einzelne Schulstunden wie in einem Workshop. „Damit kann man die Schüler wohl am leichtesten erreichen“, hofft der Unternehmer Frank Fülles. Wenn sich alle Beteiligten auf die neue Situation eingestellt haben, sollen die Pennäler auch mal Betriebsluft schnuppern. Die Besichtigung einzelner Unternehmen könne die Lehrplaninhalte sinnvoll ergänzen, finden die BJUler.

Erste Planungsgespräche zwischen Paten und Bremer Schulleitern haben bereits stattgefunden. Im Gymnasium Horn beispielsweise wurde die Projekt-Idee mit offenen Armen empfangen. „Die geplante Zusammenarbeit hilft uns, die gesellschaftlichen Ansprüche an die Schule zu überprüfen“, freut sich die Direktorin Christel Kelm. Für praxisnahen Unterricht sei sie immer zu haben. Die Schulleiterin findet es wichtig, daß reale Arbeitsprozesse für Schüler transparent gemacht werden. Ein Unternehmer könne mit seiner Berufserfahrung sicherlich einiges vermitteln.

BJU-Pate Frank Fülles, hauptberuflich Geschäftsführer einer Firma für Tonträger und Elektro-Installationen, blickt dem Projekt optimistisch entgegen. Ihm geht es in erster Linie darum, veraltete Klischees von Unternehmern abzubauen. „Viele Jugendliche haben eine völlig falsche Vorstellung von dem, was unsereins im geschäftlichen Alltag so macht“, weiß Fülles. Ein bißchen Werbung für die Selbständigkeit könne daher kaum schaden, ergänzt sein Kollege Benecke.

Doch die BJUler wollen nicht nur den Ruf des eigenen Berufsstandes hegen und pflegen. Gerade der Dialog mit den Schülern und deren Fragen seien entscheidend für das Projekt, sagt Frank Fülles. Erklärtes Ziel der Aktion sei es immerhin, die SchülerInnen „auf das Leben vorzubereiten“. Deshalb wolle er vermitteln, wie man gute Bewerbungen schreibt und was für Einstellungsgespräche von Bedeutung ist. Wenn das Gespräch dann auf wirtschaftspolitische Fragen oder die Arbeitsplatzsituation im einzelnen Betrieb hinausläuft - um so besser.

Vielleicht wird aus der Kooperation auf lange Sicht sogar ein fester Bestandteil des Unterrichts. Ein Großteil der BJU-Paten kann sich nämlich durchaus vorstellen, eine einzelne Gymnasial-Klasse durchgängig vom elften bis zum dreizehnten Jahrgang zu betreuen. Schulleiterin Kelm sieht im Nebeneinander von derartigen Projekten und konventionellen Lehrkonzepten gar den Unterricht der Zukunft. Wenn die Mischung stimme, sei das pädagogisch sehr wertvoll, findet sie. Eine längerfristige Zusammenarbeit kann nur entstehen, „wenn die Chemie zwischen Schülern und Paten stimmt“, sagt Frank Fülles. Das könne aber erst der Projektstart im kommenden Oktober genauer zeigen. tin