Exil-Iraner demonstrieren vor Konsulat

■ Oppositionelle fordern Freilassung der verhafteten Studenten in Teheran

Ihre Slogans hörte man weit die Podbielskiallee in Dahlem hinunter: „Freiheit für alle politischen Gefangenen im Iran!“ skandierten gestern rund 100 iranische Oppositionelle gegenüber dem iranischen Generalkonsulat, dessen Fensterläden geschlossen blieben. „Nieder mit der iranischen Republik!“ riefen sie. Aufgerufen hatten der „Verein Iranischer Flüchtlinge in Berlin“ und das „Komitee zur Unterstützung der politischen Gefangenen im Iran“.

„Wir protestieren gegen die blutige Unterdrückung des Studentenproteste“, sagte Hamid Nowzare vom Flüchtlingsverein. Nach seinen Angaben sind in der vergangenen Woche im Iran 26 Studenten umgebracht worden und mehrere hundert verhaftet worden. Amnesty international geht von fünf Menschen aus, die bei den Unruhen bislang ums Leben kamen.

Der Protest der iranischen Exilanten, in Berlin leben rund 8.000, richtet sich zudem auch gegen die Verschärfung des Pressegesetzes, das vor zwei Wochen von konservativen Kräften im iranischen Parlament verabschiedet worden war. Nur Stunden später mußte dann die liberale Zeitung Salam schließen. „Wir sind von Präsident Mohammed Chatami enttäuscht. In den letzten Wochen hat er sein wahres Gesicht gezeigt“, sagte Nowzare am Rand der Veranstaltung. Chatami, der ursprünglich für einen gemäßigten Reformkurs stand, habe die Studenten schnell fallengelassen und sich mit den geistlichen Führern zusammengetan. Nowzare: „Ohne Trennung von Staat und Kirche ist der Iran nicht reformierbar.“

Eine Demonstrationsteilnehmerin erzählte, daß sie 1986 aus dem Iran geflüchtet sei, nachdem sie zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Mann im Untergund gelebt und gearbeitet hatte. „Es war jahrelang eine Flucht im eigenen Land“, sagte die 37jährige, die dann bei 45 Grad Hitze mit dem Kind auf dem Arm über die Berge in die Türkei flüchtete. Die Frau fühlt sich in Berlin wohl. Allerdings habe sie noch immer noch Sorge, daß sie nach dem Besuch von politischen Veranstaltungen verfolgt werde. „Die islamischen Fundamentalisten sind überall. Man muß aufpassen“, sagte die Frau. Nach Angaben von Nowzare haben die meisten Iraner mittlerweile einen deutschen Paß. „Wegen der besonderen Bedingungen gibt es von den deutschen Behörden ein gewisses Entgegenkommen“, sagte auf Anfrage ein Mitarbeiter im Amt der Ausländerbeauftragten Barbara John. In Deutschland stellen jedes Jahr rund dreitausend Iraner einen Antrag auf Asyl. Annette Rollmann