Glaube an das Gute vergiftet Schweiz!

Die Bewaffnung der männlichen Bevölkerung ist den Schweizern ein dringliches Anliegen. Gemäß einer eigenwilligen Militärgesetzgebung hat jeder Schweizer ein Gewehr im Schrank stehen. Zusätzlich sind neuartige Waffen in Umlauf geraten, deren Gefahrenpotential für einige Aufregung gesorgt hat: Die Behörden fahnden nach Giftpfeilen, die ein Basler Umweltaktivist ungeschickterweise unters Volk gebracht hat.

Der für kuriose Happenings bekannte Bruno Manser hat in der letzten Woche einen Rucksack mit giftigen Blasrohrpfeilen anläßlich eines Besuchs in Dietikon unter einem Busch am Bahnhof deponiert. Als er von einem Vortrag zurückkam, war der Köcher, in dem sich auch Spendengelder befanden, gestohlen.

Bruno Manser, der auch schon mal mit Lendenschurz auftritt, hat sich der bedrohten Regenwälder in der Dritten Welt angenommen und dabei einige Zeit im Ausland verbracht. In Borneo haben ihn Indianer in die Kunst eingeweiht, Pfeile mit dem Latex des Tajem-Baums zu bestreichen. Gerät der Stoff in die Blutbahn, führt er zu Herzrhythmusstörungen, die zumindest bei Affen und Schweinen tödlich enden. Toxikologen gehen davon aus, daß das bei Menschen auch so ist. Ein Gegengift ist nicht bekannt.

Sein zu groß geratener Glaube an das Gute ist Bruno Manser zum Verhängnis geworden. Bislang, so Manser, habe er seinen Besitz nie gesichert: „Weil ich grundsätzlich nichts abschließe, habe ich auch kein Schließfach für den Rucksack gesucht.“ Nachdem ihm in letzter Zeit auch fünf Fahrräder abhanden gekommen waren, hat er seine Haltung jedoch revidiert. „In Zukunft muß ich den Menschen etwas weniger vertrauen.“ Daß aber jemand seine Giftpfeile geklaut hat, findet Bruno schlichtweg „verantwortungslos“. Von Fahrlässigkeit spricht dagegen die Polizei, die gegen Manser gerade eine Anklage wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz vorbereitet. Felix Ruhl