„Sport bewirkt manchmal auch Wunder“

■ Fünfzehn Jugendliche aus Hamburg bauen in Nicaragua einen Sportplatz auf

Acht Monate ist es her, da sorgte der Hurrican „Mitch“ in Mittelamerika für eine Unwetterkatastrophe. Seither dauern die Aufräumarbeiten an. Im Rahmen eines seit 1991 stattfindenden Jugendaustausches hat sich nun eine 15-köpfige Gruppe der „Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände in Hamburg“ (AGFJ) für fünf Wochen auf den Weg in Hamburgs Partnerstadt Léon gemacht, um dort beim Bau eines Fuballplatzes mit Vereinsheim zu helfen. Die taz sprach mit Ina Sylvester, der 20jährigen Projektleiterin, über Erwartungen, Ziele und den FC St. Pauli.

taz: Frau Sylvester, interessieren Sie sich für Fußball?

Ina Sylvester: Ja, natürlich. Ich war selbst jahrelang Dauerkarteninhaberin beim FC St. Pauli. Auch in unserer Gruppe sind viele dem runden Leder verfallen. Sonst wäre unser Vorhaben wohl kaum umzusetzen.

Warum hilft der AGFJ ausgerechnet beim Bau einer Sportanlage?

Der Sport und insbesondere der Fußball spielen in Nicaragua eine wichtige soziale Rolle. Bislang sind die Freizeitangebote für Jugendliche in Léon sehr begrenzt. Wir hoffen, daß der neue Fußballplatz denjenigen etwas Ablenkung gibt, die durch das Trauma der Unwetterkatastrophe gezeichnet sind. Viele haben ihre Verwandten und Bekannten verloren. Der Sport kann manchmal Wunder bewirken.

Wer finanziert das Projekt?

Die Senatskanzlei übernimmt rund 100.000 Dollar, das Amt für Jugend steuert auch etwas bei. Darüber hinaus haben wir durch Veranstaltungen und Spendenkampagnen einen Teil selber aufgebracht.

Wie soll die Unterstützung vor Ort aussehen?

Bislang gibt es nur einen Acker. Wir werden also helfen, Sand aufzutragen, den Platz zu ebnen und Drainagen auszuheben. Die Tore müssen gebaut und aufgestellt werden. Danach wird die gesamte Anlage eingezäunt. Desweiteren ist der Bau einer notdürftigen Baracke mit Umkleideräumen und Duschen geplant. Das eigentliche Vereinsheim soll voraussichtlich nächstes Jahr entstehen.

Was wissen die Teilnehmer über die Menschen in Léon?

Wir haben uns regelmäßig getroffen und uns über Nicaragua und Léon informiert. Außerdem haben wir spanisch gelernt. Daß seit 1996 der konservative Präsident Alemans regiert, hat sich nur bedingt auf Léon ausgewirkt. Im Gegenteil: Es ist die letzte Stadt in Nicaragua, die noch von den Sandinisten regiert wird. Das begrüßen wir.

Was hat der FC St. Pauli mit dem Projekt zu tun?

Bereits seit einigen Jahren unterstützt der Verein den FC Deportivo Léon. Der Hamburger Coach Dirk Pesara trainiert dort die Jugendteams. Fragen: Oliver Lück