Ein kosmopolitisches Hotel im Wald

■ In Trappenkamp beziehen Mannschaften aus vielen Kontinenten ihre Trainingslager

Das Schild am Ortseingang verkündet: „Trappenkamp grüßt seine Gäste“ – genauso wie in unzähligen anderen Dörfern zwischen Nord- und Ostsee. Doch anderswo sind die Gäste weniger exklusiv als in der 6000-Seelengemeinde. Denn Trappenkamps Besucher sind nicht nur zahlreich, sondern obendrein oft fernsehbekannt. Der Grund ist ein Hotel, genauer ein Sport- und Waldhotel. Seit nunmehr 13 Jahren geben sich hier, 15 Kilometer vor den Toren Bad Segebergs, professionelle Fuball-Vereine die Klinke in die Hand. „Die Mannschaften schätzen die gute Luft und die ruhige Atmosphäre“, sagt Hotel-Eigentümer Mokthar Charrad. 1986 fügte er der bereits vorhandenen Herberge die sportliche Komponente hinzu. Ein Fußballplatz wurde angelegt, Trainings- und Erholungsmöglichkeiten sowie Tagungsräume wurden geschaffen.

„Der Al-Ain-Club war einer der ersten“, erinnert er sich. Ein Verein aus Abu Dhabi, der damals zahlreiche Nationalspieler der Vereinigten Arabischen Emirate in seinen Reihen hatte. Eines Trainingsmorgens war jedoch ein „Wüstensohn“ unauffindbar. Pikanterweise vermißte der Hotelier auch eines seiner Zimmermädchen. Charrad: „Als die beiden mittags auftauchten, hatten der Trainer und ich keine andere Wahl.“ Die Angestellte wurde entlassen, der Kicker in die Heimat zurückgeschickt.

Im gleichen Jahr machte auch der Hamburger SV, seinerzeit noch mit Trainer Ernst Happel, in der Provinz Station. „Nach dem Trainingslager bei uns wurden sie Herbstmeister“, erzählt der tunesische Geschäftsmann nicht ohne Stolz. Stein & Co. erreichten schließlich den Vize-Titel hinter Bayern München und triumphierten im DFB-Pokal-Endspiel gegen die Stuttgarter Kickers – der letzte zählbare Erfolg bis heute.

Renommierte Bundesligisten wie Bayer 04 Leverkusen, FC St. Pauli, MSV Duisburg oder Arminia Bielefeld legten ihre Trainingslager gleichfalls in die ländliche Idylle. Wohlwissend, daß der Andrang von Fans und Autogrammjägern weitaus zurückhaltender ausfallen würde als in heimischen Gefilden. Es kam aber auch schon anders: „Als Hansa Rostock bei uns war, campierten gleich mehrere Anhänger auf der Hotelwiese.“ Damit müsse man in diesem Metier aber rechnen, erklärt der 52jährige, der selbst seit fünf Jahren Hansa-Mitglied ist.

Immer wenn Kicker aus arabischen oder osteuropäischen Ländern im Hotel logieren, profitiert auch die Gemeinde davon – nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich. Insbesondere die Arabischen Emirate erhoffen sich mit Hilfe der deutschen Fußballschule eine weitere Leistungssteigerung. Und diese ist der Föderation von sieben Scheichtümern viel Geld wert: Vom Blumenhändler, der täglich frisches Grün ins Hotel liefert, bis zum Bäcker registrieren viele Geschäfte steigende Umsätze.

Mit ihnen ist auch die Skepsis gewichen, die anfänglich gegenüber den dunkelhäutigen Gästen existierte. „Auch für uns haben sich die Aufenthalte zu einer lukrativen Sache entwickelt“, verrät Ulf Heinrich, der zusammen mit seiner Frau einen ortsansässigen Sportladen betreibt. „Das Hotel kurbelt die Wirtschaft an“, verdeutlicht der 45jährige. Mokhtar Charrad, der fünf Sprachen spricht, weiß oft schon im voraus, welche Wünsche Teams aus bestimmten Ländern haben. „Wir können uns auf verschiedene nationale Küchen einrichten“, hebt er die Flexibilität seiner Mitarbeiter hervor.

Klubs aus dem arabischen Raum richten sich in ihrer Ernährung streng nach dem Koran, dem heiligen Buch des Islams. Aber auch deutsche Fußballprofis nehmen kein Schweinefleisch zu sich, da sich dies schädlich auf die Muskulatur auswirken kann. Außerdem wollen die Teutonen zumeist alleine und ungestört arbeiten, während ausländische Teams auch gern zeitgleich Quartier beziehen können. „Einmal“, erläutert Charrad, „waren vier konkurrierende Erstligisten aus Bulgarien im Haus.“

Von heute an weilen der bulgarische Pokalsieger CSKA Sofia (bis 31. Juli) und Zweitligist Hannover 96 (bis 26. Juli) gemeinsam nahe des Gemeindeforstes. Die Junioren-Teams aus Usbekistan und Lettland sowie die Nationalmannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate werden folgen.

Oliver Lück