Protest führt zur Kündigung

„Fixstern“-Mitarbeiterin wird vor die Tür gesetzt, weil sie sich an einer Aktion gegen die Hamburger Drogenpolitik beteiligte  ■ Von Elke Spanner

Die Stimmung war aufgebracht. Als Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) Mitte Mai zur Wiedereröffnung des Druckraumes „Fixstern“ ins Schanzenviertel kam, mußte sie sich ihren Weg durch Stellwände und Transparente bahnen, auf denen ihr verfehlte Drogenpolitik vorgeworfen wurde. Auch „Fixstern“-Mitarbeiterin Maike Arndt befand sich unter den Protestierenden. Einige Tage später flatterte ihr die Kündigung ins Haus.

Arndt hatte zusammen mit MitarbeiterInnen anderer Drogenhilfsprojekte einen Stand aufgebaut, an dem sie Brötchen verteilte. Erzürnt darüber, daß nicht nur die Senatorin eingeladen, sondern für die Dauer der Feier die KlientInnen des Fixstern ausgeladen waren, bot sie diesen auf der Straße zumindest Schnittchen an. Der Vorstand von freiraum bewertete das als „Störaktion“, die nicht abgesprochen worden sei. Als Arndt Mitte Juni aus dem Urlaub heimkehrte, lag die Kündigung auf dem Tisch.

„Sie befand sich noch in der Probezeit“, sagt freiraum-Geschäftsführer Norbert Dworsky. „Und die ist nun mal zur Probe da“. Arndt hätte sich nicht an die Spielregeln des Vereins gehalten. Dezidiert hätte das Team vor der Eröffnungsfeier abgesprochen, wie die Kritik an Roths Drogenpolitik vorgebracht werden sollte: Eine Mitarbeiterin wollte eine entsprechende Rede halten, das Team des Drug-Mobils in Billstedt sollte vor der Tür mit Transparenten gegen die öffentliche Ausschreibung des Projekts protestieren. Nicht abgesprochen gewesen sei hingegen der Eierbrötchentisch. „Eine eigene Aktion durchzuziehen ist unsolidarisch“, meint Dworsky.

Unsolidarisch findet Arndt es, schlicht vor die Tür gesetzt zu werden. „Die haben mit meiner Existenz gespielt“, hält sie dem Vorstand von freiraum vor. Kritik an ihrem Vorgehen habe das Team unmittelbar nach der Eröffnungsfeier geübt. Bei einem Gespräch rund eine Woche später habe Dworsky angekündigt, noch ein Gespräch zwischen Arndt und dem Vorstand anzuberaumen. Dann kam unvermittelt die Kündigung.

„Wir konnten nicht warten, bis sie aus dem Urlaub zurück ist, weil dann die Kündigungsfrist abgelaufen wäre“, erklärt Dworsky. Im Nachhinein hätte man erwägen können, eine neue Probezeit auszuhandeln, aber dazu wäre Arndt nicht bereit. „Die Kündigung steht“, hält diese dagegen. „Alle Gesprächsangebote kamen erst danach, von einer Rücknahme ist keine Rede“.

Der Betriebsrat von freiraum hatte sich noch gegen die Kündigung ausgesprochen. Er hat aber nicht die Möglichkeit, sie zu verhindern, sondern lediglich das Recht auf eine Stellungnahme. Die sei laut Dworsky nicht berücksichtig worden, „weil sie keine neuen Argumente enthielt“.