„Der Vatta ist der Vernünftigere“

■  Zehnkämpfer Frank Busemann kehrt mit 8.414 Punkten und dem Sieg bei der deutschen WM-Qualifikation nach 13 Monaten Pause zurück - komplett gesund ist er deswegen nicht

Berlin (taz) – Wer mit Frank Busemann redet, erhält wirklich ungewöhnlich freundlich, offen, präzise und erschöpfend Auskunft. Wenn man fragt, ob er eigentlich schmerzfrei sei,wäre „ja“ die einfache Antwort. Aber das mag er nicht sagen. Er quält sich dann ein „So ein bißchen zwicken die Knie noch“ ab.

13 Monate hatte er seit seinem letzten Zehnkampf pausiert und Rücken- und Knieprobleme zu kurieren versucht. Gestern gewann er in Ratingen mit 8.414 Punkten die deutsche WM-Qualifikation und kann Ende August mit Klaus Isekenmeier (8.222) und David Mewes (8.107) für den DLV nach Sevilla fahren.

24 ist Busemann jetzt, aber Atlanta liegt scheinbar ewig zurück. Damals war er mit wirklich jugendlicher Unbeschwertheit zum Silbermedaillengewinner geworden und zum neuen deutschen Sporthelden aufgestiegen. Inzwischen hat der Tscheche Tomas Dvorak den Weltrekord auf 8.994 Punkten angelangt. Manche beschäftigen sich noch immer damit, auszurechnen, daß Busemann die 9.000 knacken würde, wenn er alle seine Bestleistungen bündele.

Aber das ist jetzt kein Thema. Über seine Spezialstrecke 110 m Hürden lief er gestern 13,85 sec. Gut, aber seine Bestzeit liegt bei 13.45 sec. Das war aber, sagt er, „früher“. Gerade neun Zehnkämpfe hat Frank Busemann in seinem Leben gemacht. Aber der Sport ist körperverschleißend. Er verbringt inzwischen fast so viel Zeit bei der Krankengymnastik wie beim Training.

Manches trainiert er in dieserneuen Sportlerphase relativer Fitness gar nicht. Zum Beispiel den Sprint, obwohl er „davon lebt“. 10,94 sec über 100 m sind die Folge, und 48,93 über 400 m dafür schon erstaunlich gut. Auch gut: 4.23,61 min über die abschließenden 1.500 m, 14,81 m im Kugelstoßen. Weniger freuten ihn: 2,01 m hoch, 7,50 m weit, 42,16m mit dem Diskus. Solide: 5.00 m im Stabhochsprung, 60,77 m mit dem Speer. Da machte er nur einen Versuch. Auch der Ellbogen im linken Wurfarm ist ein labiler Bursche und kostete ihn sechs Monate.„Es tat nichts weh“ merkte er und wollte gleich nachlegen. Sein Trainer Franz Josef Busemann stoppte ihn „auch im Hinblick auf Sevilla“.

„Der Vatta ist der Vernünftigere von uns beiden“, sagte Busemann Junior und grinste sich einen. Auch der Senior kennt den Schmerz: Eine kaputte Hüfte plagt ihn seit Monaten. pu