Koch- und Guckbücher

Karens KochKunst – die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 5: Kochbücher müssen heute auch schick aussehen  ■ Von Karen Schulz

Sehgewohnheiten ändern sich. Das ist ausnahmsweise mal nicht nur ein Phänomen unserer schnellebigen Zeit. Heute kommt keine hippe Zeitschrift mehr ohne modern-unscharfe Aufnahmen aus, sei es Mode-, sei es Foodphotographie. Die neue Ästhetik hat sich mittlerweile auch im Kochbuchbereich breit gemacht: Eine ganze Reihe von neu erschienenen Büchern regt hier gleichermaßen zum Gucken und Schwelgen wie zum Nachkochen an.

Basic Cooking ist ein Beispiel für die neue Kochbuchgeneration – optisch wie inhaltlich. Ein Grundkochbuch, allerdings der modernsten Küche und mit vielen Anregungen, die über Kartoffelpüree oder Spaghetti alla Bolognese hinausgehen. Der Clou: Am Anfang jeden Kapitels wird in munter-frechem Plauderton ins Thema eingeführt. Mal geht's um schlaue Vorratshaltung – rubriziert von „muß“ über „Lust und Laune“ bis zu „extra-lecker“ – mal ums perfekte Braten. Schmeckige Photos mit einer hippen Koch-Crew verführen nicht nur zum Lesen, sondern auch zum schnellen Nachkochen.

Einen regelrechten Knüller hat vor knapp zwei Jahren die Designstudentin Kathrin Otterbach mit ihrer Abschlußarbeit „Iß und trink und liebe“ produziert: Großzügig layoutet, mit erotischen Bildern und Texten, die sofort Lust auf ein romantisches Diner à deux machen – und vor allem auf den Nachtisch... Da spielen die Rezepte fast eine Nebenrolle, dieses Kochbuch ist vor allem ein Guckbuch.

Anders das „Schlampen-Kochbuch“: Ebenfalls dem aktuellen Design verpflichtet, kommt der erste Band ganz ohne Photos aus und zieht Modernität nur aus Layout und Spiel mit der Typographie. Ein neues Kochbuchsystem steht hier im Vordergrund: Ohne akribische Zutatenmengen sollen die LeserInnen zum Schlampigsein, will heißen zum Experimentieren mit den Vorräten und der Phantasie, animiert werden. Band zwei, „Frech auf den Tisch – Wenn die Schlampe feiert“, leitet etwas genauer an, will aber im Prinzip das gleiche: Nicht sklavisch ans Vorgegebene soll man sich halten, sondern sich kreativ austoben, jede Art von Fest, Party oder Dinner zu zweit streßfrei überstehen und dabei auch noch Spaß haben.

Der Internet-Optik verpflichtet ist „Erdbeersorbet und schwarzer Pfeffer“: Immerhin müssen in dem zweigeteilten „Kochbuch für Unzertrennliche“ ständig Links zwischen „seinem“ und „ihrem“ Buchteil hergestellt werden. Berichtet wird von einem kulinarischen Wochenende im Leben eines Pärchens, das man lesenderweise mit dem/r eigenen PartnerIn nachvollziehen kann – und natürlich nachkochen soll. Eine genaue Gebrauchsanweisung im Umschlag hilft über die erste Verwirrung beim Blättern hinweg... P.S.: Das nebenstehende Rezept gibt keinem der genannten Bücher den Vorzug, sondern entstammt wie üblich der Küche der Autorin. Auch hier gilt: Nicht nur lesen – kochen!

Sabine Sälzer, Sebastian Dickhaut: Basic Cooking. Gräfe und Unzer 1999, 168 S., 29,90 Mark; Katrin Ottersbek: Iß und trink und liebe. Falken 1997/98, 72 S., 49,90 Mark; Gisela Krahl: Das Schlampen-Kochbuch. Wunderlich 1998, 160 S., 32 Mark; dies.: Frech auf den Tisch. Wunderlich 1999 (erscheint am 23. Juli), 190 S., 32 Mark; Thomas Wieke: Erdbeersorbet & schwarzer Pfeffer. Falken 1999, 2 x 80 S., 49,90 Mark.