Pendlerzüge nach Bonn eingestellt

■  Weil derzeit kaum Bedienstete zwischen Bonn und Berlin pendeln, hat das Bundesverkehrsministerium die Zahl der Sonderzüge und Flugzeuge reduziert

Der erwartete Ansturm der Pendler von Bonn nach Berlin bleibt derzeit noch aus: „Wir haben alle Züge gestrichen, und es fliegen je Weg nur noch zwei Flugzeuge“, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums gestern auf eine Anfrage der taz. Ursprünglich hatte das Bundesverkehrsministerum, federführend in Sachen Regierungsumzug, Kapazitäten für rund 2.500 Pendler vorgesehen. „Soviel hatten die einzelnen Referate zunächst angemeldet“, begründete der Sprecher diese Größenordnung.

Tatsächlich pendeln momentan nur etwa rund 400 bis 500 Bedienstete von Fraktionen, Ministerien und Bundestag zwischen Rhein und Spree. Diese geringe Zahl führt er darauf zurück, daß in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz momentan Schulferien sind und einige Mitarbeiter an den ersten Wochenenden in Berlin geblieben seien. Gleichwohl geht das Bundesverkehrsministerium davon aus, daß die Zahl der Bonn-Berlin-Pendler in den nächsten Wochen zunehmen wird, da nicht nur der Umzug des Bundestages und seiner Verwaltung weiter voranschreiten wird und am Ende des Monats abgeschlossen sein soll, sondern auch andere Verwaltungen in der zweiten Julihälfte und im August umziehen. Letzte Woche packte beispielsweise die SPD-Fraktion die Kisten, gestern hat das Bundesfamilienministerium seine Arbeit in Berlin aufgenommen, und nächste Woche wird das Bundesjustizministerium seine Pforten an der Spree öffnen. „Da wir die Flüge jetzt so deutlich reduziert haben, hatten wir am vergangenen Wochenende eine Sitzplatzauslastung von etwa 80 Prozent“, sagte der Sprecher des Verkehrsministeriums.

Wieviel die leeren Plätze in Flug und Zug an den ersten zwei Wochenenden den Steuerzahler gekostet haben, wollte der Sprecher nicht angeben. „Über die Konditionen mit den Fluggesellschaften und der Bahn ist Stillschweigen vereinbart worden.“

Auch der Bund der Steuerzahler kann dazu noch keine Zahlen vorlegen. Ein Sprecher sagte: „Wir befürchten allerdings, daß die Kosten in allgemeinen Haushaltspauschalen verschwinden und dann kaum noch zu ermitteln sein werden.“ Annette Rollmann