Querspalte

■ Meine Mama schießt nicht!

Es ist zwar nicht so, daß es in dieser Zeitung nicht oft genug betont wird, aber es stimmt ja auch: Frauen sind die besseren Menschen. Dies bestätigt das Leben selbst – dauernd. Ist nicht schon die Erzieherin im Kindergarten die Fürsorge selbst? Der schimpfende Hausmeister und der faschistoide Sportlehrer sind hingegen immer Kerle. In neun von zehn Fällen schreit der Chef, wogegen die Sekretärin dem Neuen im Betrieb zublinzelt. Die besten Vorlesungen hält die einzige Professorin am Lehrstuhl. Die Fähigste im Kabinett ist Frau Ministerin. Beiden merkt man natürlich an, daß sie, um an die Spitze zu kommen, fachlich viel besser sein mußten als ihre Kollegen in Uni und Regierung.

Fassen wir zusammen: Frauen sind klüger und schöner, haben ein größeres Herz und eine reinere Seele, kriegen Kinder und leben länger, empfinden echte Liebe und intensivere Orgasmen. Was wollen diese wunderbaren Wesen nur bei der Bundeswehr? Warum bejubeln gestandene Weibsbilder Rudolf Scharping, weil er den „bewaffneten Wachdienst“ für Frauen öffnet? Bisher haben beim Bund nur G-3-Gewehre weibliche Namen. („Mami“ ist übrigens verboten.) Holde Weiblichkeit verkommt beim Bund sicher schnell. Im Schlamm robben, Kasernenton und die Allmacht des Spießes wird auch die weibliche Seele mit Saufen und Zotenerzählen kompensieren. Andererseits: Wenn Männer für die Bereitschaft zu töten ernährt, bezahlt und ausgebildet werden, warum nicht auch Frauen? Natürlich haben Frauen das Recht, Soldat zu werden. Wie sie ein Recht haben, Treuhandchefin und britische Premierministerin zu werden – also böse, mächtig und alt. Wahrscheinlich, lesen wir, wird der Europäische Gerichtshof bald der Klage einer 22jährigen mit Uniformwunsch stattgeben. Frauen werden also tatsächlich Soldaten. Noch sind Frauen die besseren Menschen. Robin Alexander