Eine wundervolle Freundschaft

Ehud Barak hat in Washington offene Türen eingerannt. Im Friedensprozeß ziehen Israel und die USA aber jetzt endlich wieder am selben Strang  ■   Aus Jerusalem Susanne Knaul

In früheren Zeiten ging es immer darum, den Friedensprozeß „auf's Gleis zurück“ zu bringen. Bei dem Antrittsbesuch des neuen israelischen Premierministers Ehud Barak in Washington war zwar davon auch die Rede. Doch zunächst sollten die israelisch-amerikanischen Beziehungen „back on track“ gebracht werden. Denn seit dem Tag, als US-Präsident Bill Clinton sich mit den rührenden Worten „Schalom, Chaver“, „Auf Wiedersehen Freund“, vom damals ermordeten Regierungschef Yizhak Rabin verabschiedete, hat das Verhältnis der beiden Staaten schwer gelitten. Ex-Premier Benjamin Netanjahu, der selbst einst amerikanischer Staatsbürger war, ärgerte seinen Amtskollegen im Weißen Haus bisweilen so sehr, daß Clinton ihn vorübergehend gar nicht mehr zu sich vorlassen wollte.

Vorbei und Vergessen. Nun ist alles wieder in Ordnung. Vom „Beginn einer wundervollen Freundschaft“, berichten die Tageszeitungen. Sogar von „intimen Stunden“ war die Rede, allerdings, so kommentierte die liberale „Haaretz“, „diesmal ohne Zigarre“. Was indes zu politischen Ergebnissen führt, sind nicht allein die guten Beziehungen. Ehud Barak und Bill Clinton verbinden zuallererst gemeinsame Interessen. So ist der zeitliche Rahmen von 15 Monaten, um herauszufinden, ob „ein Durchbruch“ auf dem Weg zum vertraglich vereinbarten Frieden mit Syrien und Libanon sowie zur End-Status-Lösung mit den Palästinensern machbar ist, nicht zufällig gewählt. Gut anderthalb Jahre bleiben Bill Clinton bis zum Ende seiner Amtszeit. Wenn der erhoffte Durchbruch bis dahin nicht kommt, muß Clinton seine Karriere wohl beenden, ohne eins seiner zentralen Ziele erreicht zu haben. Nicht zuletzt könnte ein mit amerikanischer Unterstützung erreichter Nahostfrieden die Chancen für seinen Nachfolger Al Gore nicht nur bei den jüdischen Wählern günstig beeinflussen. Palästinenserpräsident Jassir Arafat aber hat, Berichten zufolge, die amerikanische Zusage, daß die abschließenden Verhandlungen nicht länger als zwölf Monate dauern werden.

Wenn man Baraks Festhalten an einer „Verknüpfung“ von Wye-River mit den Endverhandlungen richtig interpretiert, wird der vereinbarte zwei-stufige Truppenabzug erst in dieser Zeit stattfinden. Schon macht sich unter den Palästinensern Sorge und Unmut breit. Sorge, da sie zusehen müssen, wie Clinton und Barak ihre neue Freundschaft zur Schau tragen; war doch bis vor kurzem noch Jassir Arafat der liebste Gast im Weißen Haus. Und Unmut, weil sie nicht ein einziges klares Versprechen hinsichtlich konkreter Maßnahmen und Zeitpunkte zu hören bekamen. Die USA wollen ihre Vermittlerrolle auf ein „lower profile“ herunterfahren. Doch ob es ganz ohne Clinton gehen wird?

Unbestritten ist die amerikanische Vermittlerrolle gegenüber Syrien und Libanon. Die Signale sind so ermutigend wie nie zuvor. Von nur „einigen Wochen“ ist die Rede, bis die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Syriens Außenminister Faruk a-Shara ließ sich gerade rechtzeitig zu Baraks USA-Reise von einem amerikanischen Journalisten interviewen, dem er sagte, daß Syrien die Hisbollah „überzeugen könnte“, einem Frieden zuzustimmen, wenn Israel es nur ernst meine.