Kinderkriminalität geht zurück

■  Die Landeskommission gegen Gewalt wertet den Rückgang um fünf Prozent als Erfolg ihrer Präventionsarbeit. Doch die Arbeit steckt noch immer in den Kinderschuhen

Innenstaatssekretär Kuno Böse (CDU) sieht eine positive Trendwende bei der Kinder- und Jugendkriminalität. Die Anzahl der Tatverdächtigen unter 14 Jahren sei 1998 erstmals seit Jahren wieder zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurden von der Polizei 10.521 tatverdächtige Kinder registriert, das sind gut fünf Prozent weniger als 1997. Bei den Raubtaten waren es sogar ein Fünftel weniger. Bei den Jugendlichen kann Böse noch keinen eindeutigen Trend ausmachen.

Für Jugendstaatssekretär Klaus Löhe (SPD) ist diese Entwicklung auch ein Ergebnis der Präventionsarbeit der Landeskommission gegen Gewalt, in der neben Böse und Löhe auch die StaatssekretärInnen für Frauen, Justiz und Soziales sowie die Ausländerbeauftragte des Senats sitzen. Vier von ihnen bilanzierten gestern die fünfjährige Arbeit der Kommission und übten sich dabei in parteiübergreifendem Schulterklopfen. „Unsere Präventionsarbeit hat sich bewährt“, lobte Löhe die eigene Arbeit, „aber sie steckt noch immer in den Kinderschuhen.“

Das ist kein Wunder: Denn Berlin war im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein spät dran mit Foren zur Kriminalitätsprävention. Erst als zu Beginn der 90er Jahre die Jugendgewalt und -kriminalität stark anstieg, beauftragte der Senat eine Expertenrunde damit, Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Die Landeskommission mach-te sich dann 1994 daran, diesen Maßnahmenkatalog umzusetzen. Kernstück war ein Modellprojekt mit dem sperrigen Titel „Kiezorientierte Gewalt- und Kriminalitätsprävention“. In je einem Kiez in Neukölln und Friedrichshain sollte mit Hilfe von je zwei SozialarbeiterInnen vor Ort und der Unterstützung einer ressort- und parteiübergreifenden Runde im Rathaus Nachbarschaft neu entstehen. Die BewohnerInnen sollten sich wieder mit ihrem Kiez identifizieren und Verantwortung für ihn übernehmen. So sollte Kriminalität schon im Vorfeld verhindert werden.

Das Resümee der StaatssekretärInnen: Es gebe „ein zartes Pflänzchen“ von Bürgerbeteiligung. Im Klartext heißt das für Neukölln: Im neugegründeten Verein Rollberg e. V. sind etwa zehn MieterInnen aktiv, zehn weitere arbeiten im Mieterbeirat der Siedlung, in der 5.500 Menschen leben. „Präventionsarbeit ist ein mühsamer und kleinteiliger, aber auch ein erfolgreicher Weg“, sagt Löhe. Angeregt durch das Modellprojekt haben sich in elf Bezirken Präventionsräte gebildet.

Darüber hinaus hat die Kommission beispielweise das Sportprojekt KICK, das Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt (BIG) oder den Aktionsplan Graffiti mit seinem Schadenwiedergutmachungsprojekt angeschoben. Dabei können Sprayer den bei der BVG und der S-Bahn entstandenen Schaden abarbeiten und ersparen sich so einen Auftritt vor dem Jugendgericht. Sabine am Orde