Querspalte

■ „Deiner“ braucht keiner

Nachdem „Red Bull“-Promotion mit Schnupftabak in roten Plastikdöschen über uns kam, sollte man meinen, daß Werbeaktionen im öffentlichen Raum durch nichts mehr zu toppen sind. Das stimmt nicht.

„Deiner“ heißt die Kampagne der „Jugendkommunikation der DB Regio AG“. Das läßt nichts Gutes ahnen. „Deiner“ erinnert an junge Erwachsene mit Bierpulle und Feldkrume an Autoreifen. Und wahrscheinlich ist die Landbevölkerung auch die Zielgruppe, wenn „DeinerFrischBieter“-Teams Regionalzüge heimsuchen.

Verschwitzte Werber werden Fahrgäste mit „DeinerDeo-und Fußspray“ und „DeinerErfrischungstüchern“ behelligen. „In ihrer 'DeinerFrischBieter-Weste‘ haben sie alles parat, was abkühlt und erfrischt.“ Es wird genug Trottel geben, die sich mit DB-Gimmicks zumüllen lassen. Sich strunzdumm freuen über ein Eisbonbon umsonst. Hörig ihre Adresse auf Gewinnspielkärtchen herausrücken. Und überhaupt tun, was tückische Kampagnemacher wollen.

Bei Sinnen gebliebene Reisende sind verdammt zum Zusehen und -hören. Peinlichst berührt die Notbremse fixierend: Wie kann man das beenden? Warum bezahlt man ein Schweinegeld für diesen Transport, um dann vom bahneigenen „Sommerservice“ gequält zu werden? Steckt die Deutsche Bahn AG nicht in einer Krise? Was reitet sie, ihre verbliebenen Nutzerzahlen derartig zu gefährden?

Es gibt kein Entkommen: Die Wahnsinnigen „patroullieren“, und zwar „quer durch Deutschland“, so die Bahn.

Wen es nach dieser Begegnung immer noch nicht kalt überläuft, der wird „unter die portable 'DeinerDusche‘ gestellt“. Mitten im Waggon? Oder in einer der edelstählernen Kloschüsseln? Auf die sollte man sich vielleicht zurückziehen. Auf Stille hoffend, um sich vom DeinerKulturschock zu erholen. Margret Steffen