„Jetzt erst mal tief durchatmen“

■ Der HSV schleppt sich gegen FC Basel ins UI-Cup-Halbfinale

Die Stimme des Kommentators überschlug sich: „Da ist ja wieder richtig Feuer unterm Dach! Nun wird es noch einmal richtig spannend. Tino (kein Druckfehler) Polster, Live-Berichterstatter des Deutschen Sport Fernsehens (DSF) vor Ort beim UI-Cup-Rückspiel des Hamburger SV beim FC Basel, gab so „richtig“ alles, um den Fernsehzuschauern weiszumachen, daß der Slogan „Europäischer Spitzenfußball wird ihnen präsentiert von...“ wirklich ernstgemeint ist.

Die beiden Mannschaften bemühten sich vor 4600 Interessierten im Baseler Stadion allerdings vergeblich, dieser medialen Maßlosigkeit eine Existenzberechtigung zu verleihen. Doch war immerhin Kommentator Polster seiner Aufgabe gewachsen, indem er den glücklichen 3:2-Sieg des HSV zu einem unvergeßlichen (Fern-seh-)Ereignis werden ließ.

Die Übertragung war keine fünf Minuten alt, da beruhigte er schon einmal präventiv die leidgeprüften HSV-AnhängerInnen: „Trainer Frank Pagelsdorf hat heute sein gelbes Glücks-Sakko an – da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.“ Und das tat es zunächst auch nicht. Die Hanseaten hatten bis zur Halbzeit nicht nur den 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel durch Andreas Fischer (36. Minute) ausgeglichen, sondern obendrein durch Martin Groth das 2:0 (44.) erzielt. Als Anthony Yeboah (48.) zum 3:0 der Hanseaten eingeköpft hatte und alle drei Treffer einer Standardsituation gefolgt waren, glaubte Fernsehprofi Polster, Pagelsdorfs siegbringenden Schachzug ausfindig gemacht zu haben. Schließlich „setzen immer mehr Trainer auf den sogenannten ruhenden Ball als probates Mittel.“

Auch der Hamburger SV mußte also klammheimlich – so viel war nun klar – Ecken und Freistöße geübt haben. Ein organisiertes Abwehrspiel wurde dafür allerdings vergessen. George Koumantarakis, Stürmer des FC Basel und – so wußte Polster zu berichten – „mit allen Wassern gewaschen“, deckte das mit zwei Treffern (50./57.) „gnadenlos“ auf. Nachdem der DSF- Mann sich angesichts der vielen Baseler Torchancen fast um Kopf und Kragen gequasselt, der HSV aber dennoch das Halbfinale erreicht hatte, war das Fazit klar: „Jetzt erst mal tief durchatmen.“

Das kann der HSV noch bis zum kommenden Mittwoch tun, wenn er das erste von zwei Halbfinalspielen beim türkischen Club Trabzonspor bestreitet. Das Rückspiel findet dann am 4. August an der Lohmühle in Lübeck statt. Bis dahin hat vielleicht auch Tino Polster durchgeatmet. Oliver Lück