„Technologiepark Universität“ vor allem eine Image-Marke

■ Nicht die Nähe zu anderen High-Tech-Firmen macht den Standort Technologie-Park an der Uni für Unternehmen wertvoll, sondern das besondere „Image“ und seine gute Verkehrsanbindung

er Bremer Technologiepark ist sicherlich eine „Erfolgsgeschichte“. Aber so beispiellos, wie es in der aktuellen Debatte dargestellt wird, um damit die Erweiterung ins Naturschutzgebiet Hollerland zu begründen, ist der Erfolg nicht. Das geht zwischen den Zeilen aus den Expertisen hervor, die der Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung (BAW) seit Jahren gemacht hat. Sicherlich, der BAW wiederholt am Ende jedes Gutachtens in gebetsmühlenartiger Penetranz, daß die Erweiterung ins Hollerland erforderlich wäre; aber dies ist eher eine Verbeugung vor dem Chef, ist der BAW doch eine untergeordnete Einrichtung des Wirtschaftssenators.

Die Tatsachen und die nackten Zahlen, die in den Expertisen ausgebreitet werden, zeigen jedoch ein differenzierteres Bild. Daraus darf der BAW allerdings keine kritischen Fragen formulieren oder unliebsame Schlußfolgerungen ableiten, wird doch die Wirtschaftspolitik des obersten Dienstherrn begutachtet.

Die erste Studie Technologiepark, 1993, hatte die Bremer Arbeiterkammer vorgestellt. Ergebnis: Nur wenige Unternehmen nutzen wirklich die Nähe zu den wissenschaftlichen Institutionen rund um die Universität. Und wenn man bedenkt, daß ein wichtiger Teil der bremischen Technologiefördermittel in den Technologiepark fließen, dann sei dessen Bedeutung „in der öffentlichen Darstellung und Diskussion deutlich überbewertet“, schlußfolgerte die Arbeiterkammer.

Der BAW kündigte damals wütend eine eigene Expertise zu der Frage an. Die 1996 vorgelegte Untersuchung des BAW umgeht aber die Frage, wie stark die Firmen im Technologiepark wirklich mit Forschungsinstitutionen rund um die Uni kooperieren. Bei den Firmen im Technologiepark handele es sich „im wesentlichen“ (80 Prozent) um umgesiedelte Bremer Firmen, schreibt der BAW. Das bedeutet: Keineswegs ist die wissenschaftliche Infrastruktur an der Universität für Firmen ein Magnet, der nach Bremen zieht.

Und viele der Firmen dort sind stark subventioniert: „Seit 1989 haben im Technologiepark angesiedelte Unternehmen 46 Prozent aller Projektfördermittel des Landes Bremen empfangen“. Praktisch sei „ein neuer Stadtteil mit öffentlichen Investitionen entstanden“, schließt der BAW und postuliert, nun müßten aber auch private Investitionen kommen. Es gehe um nicht weniger als eine „Neuausrichtung des Technologieparks“ weg von den staatlichen Fördermitteln hin zu privaten Interessenten, und für diese Perspektive, so schließt der Text des BAW von 1996, müßte die 82 Hektar große Fläche des Naturschutzgebietes Hollerland bereitgestellt werden.

1999 hat derselbe BAW-Autor nicht die kritische Kontroll-Frage gewagt, was denn die „Neuausrichtung“ gebracht hat, sondern er hat die bestehenden Unternehmen befragt. Das Ergebnis der Umfrage ist verblüffend deutlich: Die Attraktivität des Technologieparks wird von den dort ansässigen Unternehmen ganz klar mit dem Verweis auf den „Image-Faktor“ der Adresse beantwortet, den zweiten Platz nimmt die „gute Verkehrsanbindung“ ein. „Kontakte zu anderen Unternehmen am Standort“ sind weniger bedeutsam. Die Schlußfolgerung des BAW: „Die Items, die in den bisherigen Vorstellungen der Planer zu den Wirkungsmechanismen dieser Infrastruktureinrichtung bedeutsam erschienen, sind in der Beurteilung durch die Unternehmen nur von nachgeordneter Bedeutung“, denn „Nähe zu innovativen Betrieben der gleichen Branche“ und „Kontakt zu anderen Unternehmen am Standort“ seien für Firmen „nicht entscheidend für die Ansiedlungsentscheidung im Technologiepark“. Entscheidend dagegen ist aus Unternehmersicht das Wörtchen „Universität“ als Prestige- und Image-Faktor und die Autobahn-Auffahrt. K.W.