„Die Bilanz für die französische Seite ist mager“

■ Der US-Amerikaner Lance Armstrong gewann am Samstag auch das zweite Zeitfahren der 86. Tour de France und baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung sogar noch aus

Versailles (dpa) – Die Menschenmassen am Wegesrand waren gekommen, um zu jubeln. Champagnerlaune war gestern angesagt bei der letzten Etappe der diesjährigen Tour de France auf die Pariser Champs-Élysées. Vergessen die Debatte, ob es sich nun um eine „Tour de Farce“ oder eine „Tour der Erneuerung“ handelt. Bei strahlendem Sonnenschein stand Jubel auf dem Programm – auch wenn er aus französischer Sicht eigentlich eher verhalten hätte sein müssen. Denn erstmals seit 1926 war keinem französischen Rad-Profi ein Etappensieg geglückt. „Die Bilanz für die französische Seite ist mager“, titelte Le Figaro.

Für Lance Armstrong war das Zeitfahren auf der 19. und vorletzten Etappe der Tour de France am Samstag reine Formsache. Der Träger des Gelben Trikots erledigte sie routiniert und als Schnellster der noch 141 im Rennen befindlichen Fahrer. Der 27jährige Texaner brauchte für die 57 km rund um den Freizeitpark Futuroscope bei Poitiers, wo die Tour im nächsten Jahr gestartet werden wird, 1:08:17 Stunden. Armstrong, dessen Mutter im Begleitwagen saß, verwies den Schweizer Alex Zülle mit neun Sekunden Rückstand auf Platz zwei und seinen Landsmann Tyler Hamilton, 1:35 Minuten zurück, auf Rang drei. Der Amerikaner, der sich seinen vierten Etappensieg holte, fuhr ein Stundenmittel von 50,085 Kilometer. Im Gesamtklassement tauschten vor den letzten 143 Tour-Kilometern nach Paris Zülle (7:37 Minuten hinter Armstrong) und Fernando Escartin (10:28) die Ränge.

Armstrong, vorher beim Prolog in Puy-du-Fou, im ersten Zeitfahren in Metz und auf der ersten Alpenetappe in Sestrieres erfolgreich, lag auf dem flachen Kurs schon bei der ersten Zwischenzeit nach 13,5 km 16 Sekunden vor Zülle und Zeitfahr-Weltmeister Olano. Er baute seinen Vorsprung kontinuierlich bis Kilometer 50 aus, dann ließ er etwas nach. Nach 37 Kilometern hatte Armstrong den drei Minuten vor ihm gestarteten Escartin überholt.

Eine gute Leistung bot als bester deutscher Fahrer Jens Voigt, der in den Alpen und Pyrenäen enttäuscht und einen möglichen guten Platz im Gesamtklassement verspielt hatte. Der gebürtige Mecklenburger, beim ersten Zeitfahren in Metz Achter, fuhr mit 2:45 Minuten Rückstand auf Armstrong diesmal auf Rang neun.

Der Träger des Grünen Trikots machte nicht unbedingt durch eine gute Zeit auf sich aufmerksam. Erik Zabel (1:17,35 Minuten) schien eine Anleihe bei Mario Cipollini gemacht zu haben und erschien am Samstag von Kopf bis Fuß – einschließlich Kopftuch – in Grün. „Der Co-Sponsor war auf die Idee gekommen“, sagte Zabel. „Ich hatte mich extra vorher erkundigt. Der Träger eines Trikots darf abweichend gekleidet vom sonst üblichen Teamdress erscheinen, ohne Strafgeld zu zahlen“, sagte Telekom-Teamchef Rudy Pevenage.