Hanfhaus-Durchsuchung wird zum Flop

■ Beschlagnahmte Hanf-Lollis wurden wieder freigegeben. Wegen 20 Beuteln Tee ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter

Die Staatsanwaltschaft steht zwei Monate nach der großangelegten Durchsuchung des Hanfhauses mit fast leeren Händen da. Die Vorwürfe stützen sich mittlerweile nur noch auf eine Packung Schweizer Hanftee und eine Handvoll „Hänfling“-Vogelfutter. Mitte Mai sah das noch anders aus.

Damals durchsuchte die Drogenfahndung die Zentrale des Hanfhauses am Heinrichplatz, sechs Wohnungen und zwei Läden. Dabei wurden palettenweise Hanf-Lollis, Vogelfutter, Bier, Lebensmittel und sämtliche Geschäftsunterlagen beschlagnahmt. „Alles Produkte, die seit Jahren im Handel sind“, so Mathias Bröckers vom Hanfhaus.

Zu einer Anklage ist es bis heute nicht gekommen. Fast die gesamten beschlagnahmten Produkte mußten jetzt wieder freigegeben werden. Nach Laboranalysen von über 30 verschiedenen Lebensmitteln und dem zweimonatigen Studium der Hanfhaus-Geschäftsunterlagen durch die Drogenfahndung durften sich die Betreiber des Hanfhauses ihre Paletten selbst aus einem Keller am Flughafen Tempelhof abholen.

Inzwischen hatte das Landgericht eine Beschwerde des Hanfhauses gegen die Durchsuchungsaktion abgewiesen, aber die Ermittlungsbehörden darauf aufmerksam gemacht, daß Hanfprodukte mit einem THC-Gehalt von unter 0,3 Prozent keine Betäubungsmittel sind.

Die Vorwürfe seien aber nicht fallengelassen worden, weil sich die Staatsanwaltschaft an 20 Beuteln Hanftee festhält, so Bröckers. Diese sollen einen erhöhten THC-Anteil aufweisen. Bei der Durchsuchung hatten die Beamten noch ein Musterexemplar dieser Sorte gefunden, die jedoch vom Hanfhaus schon im Frühjahr aus dem Vertrieb genommen worden war. Damals hatten die Mitarbeiter selbst den erhöhten THC-Wert festgestellt.

Auch das „Hänfling“-Vogelfutter möchte die Staatsanwaltschaft nicht hergeben. „Die Ermittler gehen davon aus, daß es sich um Samen für den unerlaubten Anbau handelt“, sagt Bröckers, der der Drogenfahndung und Staatanwaltschaft ein vernichtendes Zeugnis ausstellt. Außer verschleuderten Steuergeldern und einer Menge Ärger für das Hanfhaus sei bei den Ermittlungen nichts herausgekommen. Die zuständige Justizverwaltung war gestern nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Marco Zschieck