Simbabwes Homosexuelle stecken nicht zurück

■ Im Land, dessen Präsident Schwule und Lesben nicht als richtige Menschen ansieht, entdeckten Betroffene einen Ausweg: Homosexualität als Religionsgemeinschaft

Johannesburg (taz) – Seit einiger Zeit finden in einem Einfamilienhaus im Vorort Belvedere in Simbabwes Hauptstadt Harare ungewöhnliche Veranstaltungen statt. Zweimal in der Woche kommen dort, in den Räumen des Homosexuellenverbandes Galz, Schwule und Lesben zusammen, um zu beten. Weil sie sich auch von den christlichen Kirchen in Simbabwe diskriminiert fühlen und – bekennen sie sich öffentlich zur Homosexualität – meist mit einem Ausschluß rechnen müssen, zog eine Gruppe von christlichen Schwulen und Lesben ihre eigenen Konsequenzen und bildete eine Kirchengemeinde. Die Gottesdienste werden von einer Pfarrerin geleitet, die selbst Mitglied der Baptistenkirche ist.

„Das ist die einzige Möglichkeit für uns, wirklich in Ruhe eine Andacht zu halten“, sagte Romeo Chuma, der stets buntgeschminkte Paradiesvogel von Galz, gegenüber der taz. „Und wir wollen auch zeigen, daß man gleichzeitig homosexuell und Christ sein kann.“

Im öffentlichen Leben Simbabwes ist diese Kombination keineswegs anerkannt. Bis heute ist Homosexualität dort, wie in vielen anderen afrikanischen Staaten, gesetzlich verboten und gilt als „westliche Perversion“. Vor allem Robert Mugabe, der greise Präsident des Landes, fiel in den vergangenen Jahren immer wieder durch wüste Diffamierungen von Homosexuellen auf, die er mehrfach öffentlich als „Perverse“ und „niedriger als Schweine stehend“ beschimpfte.

Für Mugabe war es ein schwerer Schlag, daß sich die Justiz als unabhängig genug erwies und ausgerechnet seinen Vorgänger, den früheren Präsidenten Canaan Banana, wegen Homosexualität anklagte. Der Methodistenpfarrer und studierte Theologe hatte jahrelang in seiner Amtszeit Abhängige sexuell mißbraucht. Zwar bestreitet er die Vorwürfe bis heute, homosexuell zu sein, seine Kirche indessen strich ihn nach dem Urteil von der Mitgliederliste.

Auch Galz wird seit Jahren schikaniert und von öffentlichen Veranstaltungen wie der Buchmesse von Simbabwe ausgeschlossen. Im vergangenen Jahr mochte sich nicht einmal der Weltkirchenrat dazu entschließen, die Organisation offiziell zur Achten Vollversammlung zuzulassen, die im Dezember in Harare stattfand. Denn Galz war es nicht gelungen, im Vorfeld die formal notwendige Unterstützung einer Kirche in Simbabwe zu erhalten.

Das soll nicht noch einmal passieren. Die jetzt gebildete lose Gemeinde soll auch die Teilnahme an der nächsten Vollversammlung der reformierten Kirchen vorbereiten. Möglicherweise wird sogar eine offizielle Kirche gegründet werden. „Darüber wird die Gruppe irgendwann entscheiden“, sagt Keith Goddard, prominentestes Mitglied von Galz.

Die häufig zerstrittenen Kirchen von Simbabwe indessen reagieren bislang einhellig und ganz im Sinne Mugabes auf die Initiative. „Unsere Kirche verurteilt Homosexualität als Sünde“, sagt Baptistenpriester Roy Musasiwa. Das Verhalten von Galz sei untragbar. Die gleiche Position vertritt auch der mächtige Kirchenrat von Simbabwe (ZCC). „Wir haben keinen Raum für Homosexuelle“, so Ambrose Moyo, Bischof der Lutherischen Kirche und Mitglied von ZCC. „Gruppen, die Homosexualität und Christentum miteinander vermischen, beruhen nicht auf den Prinzipien christlicher Moral.“ Kordula Doerfler