■ Cash & Crash
: Flucht ins Ausland

Nürnberg (taz) – Wer sein Geld heute für kurze Zeit gewinnbringend anlegen möchte, wird von den Angeboten des Geld- und Kapitalmarktes nicht besonders entzückt sein. Mehr als drei Prozent Zinsen sind in Euroland für Tagesgeld oder Anleihen bis zu zwei Jahren kaum drin. Doch ganz in der Nähe locken hohe Zinsen fremder Währungen, egal ob in Nord, Süd oder Ost.

Als Lohn der Angst um das eingesetzte Kapital sind in manchen Ländern Zinsen bis zu 25 Prozent ausgesetzt, doch die schwankenden Wechselkurse können die Freude an den vereinnahmten Zinsen beträchtlich schmälern.

Ob australische oder kanadische Dollar, griechische Drachmen, polnische Zloty oder südafrikanische Rand – einige Banken bieten hochverzinste Fremdwährungskonten an, über deren Guthaben die Kunden täglich verfügen können. So werfen mexikanische Pesos zur Zeit rund 15 Prozent Zinsen ab (z. B. bei American Express Bank), der Rand in Südafrika lockt mit rund 12 Prozent (z. B. Allgemeine Deutsche Direktbank). Doch die hohen Zinsen sind durch Kursverluste der Währung leicht wieder aufgefressen. So brachte ein Rand-Konto auch 1998 zwar satte 13 Prozent Zinsen ein, doch im Laufe des Jahres verlor die südafrikanische Währung rund 25 Prozent ihres Wertes.

In einem Langzeittest ermittelte die Stiftung Warentest riesige Schwankungen, selbst bei einer so harten Währung wie dem US-Dollar konnten Anleger innerhalb von vier Monaten 12 Prozent Gewinn oder fast zehn Prozent Verlust einfahren.

Während die verzinsten Tagesgeldkonten in fremden Währungen noch die schnelle Flucht in den heimischen Euro zulassen, können wagemutige Anleger bei länger laufenden Anleihen im Ausland noch höhere Renditen erzielen. Eine risikoreiche Anlage in fünfjährigen russischen Staatspapieren lockt mit fast 25 Prozent Zinsen – Nervenkitzel über die künftige Entwicklung der Zahlungsfähigkeit des alten Zarenreiches inklusive. Beste Bonität hingegen bieten norwegische Anleihen – und dabei einen Zinssatz von fast fünf Prozent bei zweijähriger Laufzeit. Ein ähnlich ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiken und Chancen bieten derzeit polnische Bonds mit Renditen von mehr als 10 Prozent.

Wer sich nicht auf Junk Bonds (also Schrottanleihen) mit zu hohem Risiko stürzen möchte, kann die windigen Papiere auch als Investmentfonds erwerben. Dann streut er das Risiko, weil das Geld der Fondsanleger von den Fondsverwaltern breiter angelegt wird als das einem einzigen möglich ist. Die sogenannten High Yield Bonds investieren zwar in hoch verschuldete Entwicklungsländer und Unternehmen mit schlechter Bonität, doch allein seit Anfang des Jahres glänzten viele mit Renditen bis zu 25 Prozent. Ein Verlustist jedoch bei der Anlage in fremden Währungen in keinem Fall auszuschließen. Horst Peter Wickel