Frei fühlt sich frei

■ Chiles Präsident fordert Aufklärung der Verbrechen der Pinochet-Diktatur

Santiago de Chile (AFP) – Chiles Präsident Eduardo Frei hat seine Landsleute dazu aufgerufen, die Greueltaten während der 17jährigen Militärdiktatur unter Augusto Pinochet zwischen 1973 und 1990 aufzuklären. In seiner bisher deutlichsten Stellungnahme zu der chilenischen Diskussion um den Umgang mit den Menschenrechtsverletzungen während der Herrschaft von Pinochet sagte Frei am Montag in Santiago, das Land müsse sich „von diesem Gespenst“ befreien. „Jeder, der direkte oder indirekte Informationen hat, sollte über die Konsequenzen nachdenken, die sein Schweigen für die Menschenrechte bedeutet“, sagte Frei.

Indirekt wandte sich Frei auch an die Streitkräfte des Landes und sagte, es sei unumgänglich, „sich die Wunde anzusehen“ und die Wahrheit durch die Freigabe von Dokumenten oder die Ermittlungen der Justiz ans Tageslicht zu bringen.

Der Präsident äußerte sich knapp eine Woche nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs, mit dem eine Petition zur Absetzung eines Prozesses verworfen wurde, in dem sich fünf pensionierte Offiziere verantworten müssen. Die Gerichtsentscheidung hat für Unruhe im Militär gesorgt.

Innenminister Raul Troncoco versuchte Freis Aufforderung abzuschwächen, indem er erklärte, sie richte sich nicht direkt an das Militär. Der Aufruf des Präsidenten bedeute keine Aufforderung an das Militär, Informationen über die Verbrechen während der Diktatur offenzulegen.