Morgenstund hat Chlor im Mund

Bäderland verringert Öffnungszeiten um 120 Wochenstunden. Frühe SchwimmerInnen brauchen künftig eine Clubkarte  ■ Von Gernot Knödler

Es ist fast ein bißchen wie Heiraten: Wer in Zukunft frühmorgens schwimmen gehen will, der muß sich grundsätzlich dafür entscheiden. In 13 Hallen- und Kombibäder der Bäderland Hamburg (BLH) kommen SchwimmerInnen ab dem 31. August nur noch mit Clubkarte. Sie gilt zwar nur für ein Jahr und nicht für ein ganzes Leben: Ein One-Morning-Stand ist bei diesen Bädern aber nicht mehr drin.

Unter dem Spardiktat des Senats hat die BLH, eine 100prozentige Tochter der städtischen Hamburger Wasserwerke HWW, gestern ein neues Öffnungszeitenkonzept vorgelegt. „Wir passen jetzt das Angebot der Nachfrage an“, sagte Geschäftsführer Klauspeter Schelm. Das heißt vor allem: Die Öffnungszeiten für ganz normale SchwimmerInnen verringern sich in allen 13 Bädern zusammen um 170 Stunden pro Woche.

Das Kaifu-Bad, die Bäder Rahlstedt, Elbgaustraße, Süderelbe, und Wandsbek werden ebenso wie die Becken in Blankenese, Bramfeld, Billstedt und Ohlsdorf an Freitagen und am Wochenende eine halbe bis anderthalb Stunden früher schließen. Die Vormittage montags bis donnerstags werden weitgehend dem Schulschwimmen vorbehalten sein. In St. Pauli fallen künftig außerdem der Freitag- und der Samstagvormittag für die Öffentlichkeit aus. Das Kombibad in Wilhelmsburg wird sonntags schließen.

Im Gegenzug kommen 50 Schwimmstunden frühmorgens an Montagen und an Wochenenden hinzu. Die Mitgliedschaft im Frühschwimmclub kostet 65 Mark im Jahr und kann in Monatsraten bezahlt werden. Dafür dürfen Clubmitglieder an Wochenenden tagsüber kostenlos in die Bäder und dabei gratis jemanden mitnehmen. Eine Tageskarte für diese Bäder kostet zur Zeit 6,50 Mark. In den luxuriösen Freizeitbädern der BLH beginnt die Preisliste bei 8,50.

Durch die geänderten Öffnungszeiten der Hallen- und Kombibäder will die BLH ihr Defizit um rund eine Million Mark im Jahr verringern. 600.000 Mark davon spart sie beim Personal. Zehn Stellen sollen in den nächsten Jahren wegfallen. Um die Senatsvorgaben zu erfüllen, muß die BLH allerdings noch eine weitere Million sparen. Seit ihrer Ausgründung 1995 hat die Bäderland-GmbH ihren Zuschußbedarf um insgesamt rund neun Millionen Mark gedrückt.

In St. Pauli sind die geplanten Einschränkungen bereits kritisiert worden. So befürchtet die SPD, daß das Schwimmbad am Millerntor „scheibchenweise“ geschlossen werden könnte, weil spontane SchwimmerInnen nur noch nachmittags das Bad besuchen können. Mit der kostspieligen Clubkarte würden „ältere Schwimmbadnutzer, die nur an ein oder zwei Tagen kommen können, generell ausgegrenzt“. Die BLH argumentiert dagegen, daß nur 50.000 BesucherInnen pro Jahr in die Schwimmhalle kämen. Anderswo seien es zwei- bis dreimal soviele.

Sie können die neuen Öffnungszeiten unter 7880 3772 (Hallenbäder), 7880 3771 (Freibäder) oder www.baederland.de abfragen.