Kommentar (siehe auch S. 18)
: Vom Munde abgespart

■ Auf zum modernen Sozialstaat

Forsch voran und flott hineingegriffen in die Taschen des Bremerhavener Sozialetats: Die Seestädter steckten jetzt kurzerhand eine satte halbe Million Mark in die Komplett-Sanierung des Sozialamts.

Bremen pfercht derweil alle Problemfälle vom Drogi bis zum Obdachlosen konzeptlos im Volkshaus zusammen. Giftgrüne Wände bleiben grün, Flure schäbig. Schutz vor Übergriffen? Fehlanzeige.

„Effizient“ und „bürgernah“ – so wollen Bremens neue SPD-Sozialsenatorin Hilde Adolf und der frisch gekürte SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen künftig Bremens Sozialbereich gestalten. Das kündigten sie jedenfalls jüngst an: Na dann mal ran an die Farbtöpfe und frisch an's Umgestalten.

Einziger Haken dabei: Das frisch verordnete Spardiktat für den schönen neuen Sozialbereich. Immerhin hat die große Koalition dort für die kommenden vier Jahre satte Kürzungsquoten und ein fieses Nullwachstum vereinbart, es kann also nur umgeschichtet werden – aber was macht das schon? Immerhin haben ja schon die Bremerhavener vorgemacht, wie man's anpackt.

Einfach Bekleidungspauschalen kürzen und rigidere Bewilligungspraxis bei Haushalts-Geräten einführen – schon hat man sich Geld für neue Investitionen vom eigenen Munde abgespart: Ja, so funktioniert er, der neue moderne Sozialstaat – und die Seestadt gibt uns dazu einen ersten Vorgeschmack. Katja Ubben