Keine Kündigungen bei der Bewag

■ Mehr als 4.000 Stellen sollen sozialverträglich abgebaut werden

Der Abbau von 4.000 bis 4.200 Stellen bei der Bewag soll ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne gehen – zumindest bis zum 31. Dezember 2002. Nicht einmal drei Wochen hat es gedauert, bis der Bewag-Vorstand und die Gewerkschaften ihr Bündnis für Arbeitsplatzabbau aufs Papier gebracht haben: Hatte Anfang Juli der Vorstand angekündigt, die Zahl der Beschäftigten zu halbieren, so wurde gestern der Abschluß eines „Konsolidierungstarifvertrages“ verkündet.

„Der Tarifvertrag ist ein sozialverträglicher Beitrag zur Kostenentlastung und eine notwendige Voraussetzung, damit das Unternehmen auf dem liberalisierten Strommarkt bestehen kann“, erklärte Bewag-Sprecher Reinhard Heitzmann auf Anfrage. Durch den Vertrag würden auf das Unternehmen Kosten in Höhe „eines dreistelligen Millionenbetrages zukommen“.

Die Regelungen im einzelnen: Das allgemeine Mindestalter für den Eintritt in den Vorruhestand wird auf 55 Jahre gesenkt, die Regelung bei der Altersteilzeit wird materiell verbessert. Demnach können die davon Betroffenen eine Aufstockung ihrer Rente erhalten, um so die lebenslangen Einbußen bei der Altersversorgung zum Teil auszugleichen. Verbessert wurden auch die individuellen Teilzeitregelungen. Darüber hinaus gibt es eine sogenannte Sprintprämie: Wer sich entschließt, das Unternehmen schnell zu verlassen, bekommt eine höhere Abfindung als bei einer späteren Unterzeichnung eines Aufhebungsvertrages. Sollte der geplante Personalabbau mit diesen Instrumenten nicht zu bewerkstelligen sein, werden spätestens Anfang Dezember dieses Jahres Verhandlungen zur Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich geführt.

„Riesenbauchschmerzen“ bereitete dem Verhandlungsführer der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, Sven Bergelin, der „Zwangscharakter“ des Vertrages. Sollten Beschäftigte die Vorruhestands- oder Altersteilzeitvereinbarungen ablehnen, kann ihnen gekündigt werden. Dennoch nannte er den Konsolidierungsvertrag einen „machbaren Kompromiß in einem schwierigen Umfeld“.

„Nicht glücklich“ ist auch der stellvertretende Vorsitzende der ÖTV Berlin, Uwe Scharf. „Wir konnten den Personalabbau nicht verhindern, sondern nur sozialverträglich gestalten.“ Das Land Berlin habe einen „schweren Fehler gemacht, als es das Unternehmen privatisierte“. Jetzt achteten die Aktionäre nun einmal in erster Linie auf ihre Rendite. Richard Rother