■ Mit Gewinnpotenzen auf du und du
: Sex sells immer

Berlin (taz) – „Ob die Aktie für die Käufer wohl genauso lustbringend ist wie das andere Spielzeug von Beate Uhse?“ fragte das Wirtschaftsmagazin Forbes allen Ernstes, als der deutsche Erotikversand vor gut zweieinhalb Monaten an die Börse ging. Und suggerierte ein klares Nein als Antwort – der Markt sei schließlich übersättigt mit Neuemissionen. Heute müssen die Wirtschaftsexperten zugeben, daß sie eine Grundregel übersehen hatten: Sex macht nicht nur Spaß. Er verkauft sich auch gut. „Das ist wie beim Essen und Trinken“, sagt Birte Hennig von der Investor Relation der Beate Uhse AG. „Da spielt die Konjunktur keine große Rolle.“

Daß sie damit recht hat, dürften die Eckdaten der Halbjahresbilanz beweisen: 110 Millionen Mark setzte das Unternehmen in den ersten sechs Monaten diesen Jahres um, 46 Prozent mehr als vor einem Jahr. Und machte damit 9,3 Millionen Mark Gewinn – das sind sogar 268 Prozent mehr. Kein Wunder, daß die Aktie, die zu einem Preis von 7,20 Euro ausgegeben worden war, gestern weiter nach oben schnellte. Sie legte um 19,2 Prozent zu und kostete mittags bereits 20,25 Euro.

Ausschlaggebend seien vor allem die Ausweitung des „Telefonmehrwertdienste“ gewesen, also der 0190er Nummern, die man im Unternehmen am liebsten „Live-Chats“ oder „Conferences“ nennt. Und das neue Angebot beim Online-Shopping, wo es die gleichen Dienstleistungen und dazu noch animierende Bilder gibt.

Hier erwartet Hennig auch für die Zukunft ähnliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen, „wenn wir den Vorsprung als Trendsetter ausbauen“. Im Einzel- wie auch im Großhandel habe man ohnehin einen Wettbewerbsvorteil: „Um uns herum gibt es sehr viele, aber auch nur sehr kleine Anbieter.“ Und das will Beate Uhse auch international erreichen. Die Übernahme eines europäischen Konkurrenzunternehmens im Erotikversandbereich soll kurz bevorstehen, auch mit US-Firmen wird bereits verhandelt. Hennig: „Mittelfristig sehen wir uns als klare Marktführer in Europa.“ Beate Willms