Japan schließt Credit-Suisse-Tochter

■  Erstmals entzieht Japans Finanzaufsicht einer ausländischen Bank die Lizenz. Nach der Öffnung der Finanzmärkte will sie Ausländern stärker auf die Finger schauen

Berlin/Tokio (taz/dpa) – Erstmals schloß gestern die japanische Bankenaufsicht eine ausländische Bank – und ausgerechnet die Tochter eines renommierten Schweizer Instituts. Ab dem 30. November wird der Tokio-Niederlassung der Credit Suisse Financial Products in Japan offiziell die Lizenz entzogen – bis dahin muß die Investmentbank ihre Geschäfte ruhen lassen. Sie soll ihren Kunden geholfen haben, Verluste zu vertuschen, und außerdem die Ermittlungen der Finanzbehörden behindert haben. Auch gegen vier weitere Töchter der Schweizer Finanzgruppe Credit Suisse (CS) und eine andere Firma wurden Strafen verhängt.

Der Lizenzentzug ist eine der schwersten Strafen, die je gegen eine Bank in Japan verhängt wurde, sagten Analysten. Beobacher vermuten, daß die japanische Finanzaufsicht angesichts der Öffnung des Bankenmarktes nach der Finanzkrise von 1997 ein Exempel statuieren will. „Das war ein guter Warnschuß“, urteilt etwa Hideki Naito von Standard & Poors MMS International. „Japans Regulierer waren bisher zu nett zu Außenseitern, während sie gegen japanische Institute eine harte Linie fuhren.“

Die Credit-Suisse-Gruppe hatte bereits unabhängige Experten mit der Untersuchung der Vorfälle in ihrer japanischen Filiale betraut und einige Manager gefeuert. Offenbar halfen die Institute ihren Kunden, Verluste zu vertuschen, indem sie sie von einem Konto aufs nächste verschoben, wahrscheinlich mittels Optionsgeschäften. Insofern ist die Entscheidung auch eine Warnung an rezessionsgeschüttelte japanische Unternehmen, gar nicht erst zu versuchen, Verluste oder faule Kredite zu vertuschen.

Darüber hinaus suspendierte die Finanzbehörde Financial Supervisory Agency (FSA) die Credit Suisse Trust and Banking Co. auf unbestimmte Zeit von Teilen ihrer Geschäfte. Das zukünftige Vorgehen hänge davon ab, wie das Institut sich weiter verhalte. Einen entsprechenden Plan muß es bis zum 28. September vorlegen.

Bei den anderen vier bestraften CS-Tochtern handelt es sich um die CS Trust and Banking, die Credit Suisse First Boston (CSFB), die CS Investment Trust Management und die CS Asset Management. Sie müssen für mehrere Monate ihre Geschäfte aussetzen. Die Firma Kokusai Asset Management darf drei Monate lang keine neuen Verträge schließen.

In einer Stellungnahme bezeichnet die Schweizer Finanzgruppe die Sanktion zwar als unverhältnismäßig. Man werde sich aber dem Urteil fügen.

Die Credit Suisse Group ist seit 1977 in Japan vertreten. Ihre Aktivitäten umfassen das Investmentbanking, die Vermögensverwaltung und das private Bankgeschäft. Die Gruppe hat rund 700 Mitarbeiter in Japan. urb