Perfekte Menschen sind so selten
: Neulich in der WG

■ Die leidige Mitbewohnersuche – alles pure Zeitverschwendung. Ein Bericht

Mitbewohner-Suche ist einfach Essig: Mittagspausen werden geopfert, Verabredungen verschoben: Nur um zahllose Interessenten durch die Wohnung zu schleusen; immer wieder den gleichen Brei aufzusagen und Belanglosigkeiten auszutauschen, die nicht weiter von Interesse sind. Gerade mal zehn Prozent der VorstellerInnen sind brauchbar – der Rest glatte Zeitverschwendung. Jede Mühe umsonst. Aber das merkt man immer erst zu spät, wenn die KandidatInnen Platz genommen haben ...

Vorsteller X zum Beispiel. Eigentlich der Typ „Kann-gleich-einziehen“. Doch je länger er über sich plauderte, desto größer die Ablehnung: Sein Psychotherapeut hatte ihm zum Wohnungswechsel geraten, erfuhren wir. Das mit dem Therapeuten sei ohnehin nicht einfach gewesen: Je schlechter die Therapie, desto mehr Alkohol verbrauchte Herr X. Das ging so nicht weiter. Seit einem halben Jahr ist er jetzt trocken, macht die Therapie weiter und pflegt als Ausgleich asiatische Kampfsportarten. Jetzt geht es ihm gut, strahlt er uns an. Aha. Immerhin. Aber: Wie sieht das aus, wenn es Dir schlecht geht.

Kandidat Y vermasselte gleich jede Laune. Er sagte nicht viel und schaute seine potentiellen zukünftigen MitbewohnerInnen nicht mal in die Augen. Gesenkten Blickes saß er da. Fast abwesend. Und mußte schwer schlucken, als man ihn nicht gleich einziehen lassen wollte.

Höhepunkt – bislang – war Kandidatin Z. Die ist Beamtin. Das sagte sie beifallheischend und mindestens fünf mal. Ansonsten gab es nicht viel zu erzählen. Ihre Hobbys bieder-brav: Meerschweinchen und Schützenverein. Außerdem malt sie Fensterbilder – das wäre so harmonisch.

WG-Erfahrung hat Frau Z nicht. Die 27jährige ist von Zuhause aus und gleich mit dem Ehemann zusammengezogen. Übers Private plaudert sie aber nicht so gerne. Das liege momentan nämlich im Argen: Sie will sich scheiden lassen. Hat schon den Verkehrsverbund gekündigt. Den Fitneßclub auch. Die Trennung der gemeinsamen Versicherungen stehen jetzt an. Nur der Ehemann wisse davon noch nichts. Aha. Und von ihrer Zimmersuche? Fehlanzeige. Alles geheim. Interessant. Aber was bitte wollen SIE in unserer WG? pipe