Bremer Sonne reicht aus

■ Solar-Thermen rechnen sich, sagt die Solar-Initiative Bremen / Zuschüsse sollen Anreize schaffen, doch Bremen bleibt Solar-Entwicklungsland

Bernd Oie ist von Haus aus Philosoph. Aber wenn er träumt, dann geht es um Handfestes: Um Solartechnik. In seiner Freizeit arbeitet der Oberfranke deswegen in der Solarstation Bremen. Als Energieberater informiert er willige Solarbauherren über Anlagen, Investitionen und Amortisationen. „Irgendwann“, sagt er, wären flächendeckende Solaranlagen „kein Traum mehr“.

An die 250 thermische Solaranlagen wurden vom Land und den Stadtwerken Bremen bislang gefördert. „Das ist verdammt wenig“, klagt Oie. Vom Dachflächenbedarf mache das gerade mal 0,2 Prozent. Und mit Seufzerblick weist er auf seine Heimat Bamberg, die Solaranlagen zum Teil generalstabsmäßig vorschrieben. Bis zu 30 Prozent der Dachflächen werden da mit Solaranlagen bekleidet.

Dabei sind Solaranlagen längst keine überteuerten Steckenpferde einiger Umweltfreaks mehr. Die Thermen, die das warme Wasser für die Dusche oder auch für Geschirrspül- und Waschmaschine liefern, rechnen sich auch für Bilanzprofis. „Und für die meisten zählen ohnehin nur die Preise“, sagt Oie.

Zwischen 6.000 und 15.000 Mark kosten thermische Solaranlagen heute. Das sind 15 bis 20 Prozent weniger als noch vor einigen Jahren. Denn auf dem Umweltmarkt hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Die Technik ist besser, die Absatzemärkte größer geworden, und die Preise folglich „dramatisch gesunken“. Zusätzlich winken dem Betreiber Fördermittel: In Bremen fördern die Stadtwerke eine Sonnenkollektorfläche von zehn Quadratmeter pauschal mit 2.000 Mark.

Auch Sonne ist genug da für heimische Anlagen. Licht gebe es „hier nicht viel weniger als in Süddeutschland oder Nairobi“, beruhigt Oie. Bremische 900 Kilowattstunden pro Quadratmeter reichen für den effizienten Betrieb einer Solar-Therme.

„Je genauer ich die Anlage planen kann, desto genauer kann ich sagen: Soviel wirst Du einsparen“, erklärt der Solarberater. Ein neues Computerprogramm hilft ihm dabei. Das ist in Bremen bislang einmalig und berechnet alle möglichen Faktoren. Am Ende spuckt es dann die passende Anlagengröße und Quadratmeterzahl aus. Eine Riesenhilfe. Schließlich gibt es mittlerweile an die 40 Anlagen, mit ganz unterschiedlichen Werten. Zwar wird über alle Anlagen informiert, vorrangig allerdings sind Daten der Phönix-Anlagen programmiert. Die wurden vom Bund der Energieverbraucher en gros einkauft, und böten derzeit das „beste Preis-Leistungs-Verhältnis“. Im Gesamtpaket der Solarstation ist die Betreuung der Phönix-Anlagen inklusive.

Drei Dinge sind für solche Berechnung maßgeblich, und die wird Oie pingeligst abfragen: Die Himmelsausrichtung des Daches, den Neigungswinkel des Daches und den Warmwasserbedarf – wichtige Eckdaten, die über Rentabilität und Kosten entscheiden. Der Interessent muß sein Dach gut beobachten: Steht vielleicht ein Baum im Lichteinfall? Von wann bis wann wird das Dach „beschattet“? Auch „intime“ Fragen zum Duschverhalten sind für Oie unerläßlich: Wird zu Sonnen-Zeiten oder eher morgens und abends geduscht, wenn das Wasser im Speicher schon wieder kälter ist. Und wie lange und vor allem wie heiß pflegt die Familie denn zu brausen? Kalkulationen, die die Größe der Anlage bedingen.

Im Jahr, rechnet Oie, spare man zwischen 100 und 200 Mark bei kleinen Anlagen. Bei größeren Anlagen bis zu 500 Mark. Binnen 12 Jahren sollte sich bei einer Gasheizung die Solar-Therme amortisiert haben. Je nach Wasserverbrauch geht auch das schneller. pipe