Neuer Konzernriese?

■ Die Veba und die Viag wollen angeblich fusionieren. Noch gibt es Dementis

Berlin/Düsseldorf (taz/dpa) – Der größte deutsche Stromkonzern, der größte Tankstellenbetreiber, ein Chemie-, Immobilien- und Speditionskonzern – und das alles unter einem Dach? Wenn die Gerüchte stimmen, wird das bald Wirklichkeit. Das Handelsblatt meldete gestern, daß die Konglomerate Veba und Viag AG fusionieren wollen. Damit entstünde das drittgrößte deutsche Industrieunternehmen hinter DaimlerChrysler und VW mit einem Umsatz von 125 Milliarden Mark.

Zur Veba gehören PreussenElektra, Stinnes, Raab Karcher, Aral und noch viele andere Unternehmen. Die Münchner Viag zählt zu ihren Töchtern unter anderen den Stromriesen Bayernwerk, den Chemiekonzern SKW Trostberg, Aluminium- und Glashütten. Beherrschender Viag-Aktionär ist die bayerische Staatsregierung.

Die beiden Gemischtwarenläden Veba und Viag könnten bei einer Fusion ein paar Bereiche zu Marktführern ausbauen und den Rest für teuer Geld verkaufen. Paradebeispiel sind die Stromtöchter: Zusammen wären PreussenElektra und Bayernwerk mit etwa 180 Milliarden verkauften Kilowattstunden (kWh) im Jahr 1998 die Nummer eins in Deutschland, noch vor dem RWE mit fast 140 Milliarden kWh. Angesichts der fallenden Strommonopole gäbe es bestimmt genug Raum für Kosteneinsparungen.

Laut dem Handelsblatt liegt bereits eine Voranfrage der beiden Fusionspartner in spe beim Berliner Kartellamt: ob denn wohl eine solche Stromehe genehmigungsfähig sei. Doch das Kartellamt verweigerte gestern, wie bei solchen vertraulichen Anfragen üblich, jeden Kommentar, ob überhaupt ein Schreiben eingegangen sei. Die zwei Konzernzentralen bestätigen zwar „Gespräche zwischen allen Marktteilnehmern“. Konkrete Verhandlungen zwischen Veba und Viag mit dem Ziel einer Vollfusion dementierten sie aber. Da heißt es also abwarten. rem