Querspalte

■ Loch beißt Hund

 Im Sommer fällt das Schreiben dieser Kolumne schwer. Bei fünfundzwanzig Grad im Schatten passiert einfach weniger. Erst recht weniger, worüber man sich lustig machen mag. Erfahrene Kollegen haben natürlich ihre Tricks. Bild jagt bis Mai den Rentenminister und stellt im Sommer auf Mörder und Ausbrecher um. Im Notfall besiegt ein deutscher Arzt den Krebs.

 Uns hier hilft das leider nicht. Widmen wir uns besser dem Sommerloch selbst: Was ist das? Ein Loch ist ein Nichts mit etwas drum herum, weiß der kleine Philosoph. Nun, dieses Nichts meint wohl Nachrichtenmangel. Die Nachricht ist zum Glück seit 1880 klar definiert, seit John B. Bogart, Lokalredakteur einer US-Zeitung namens Sun, einen Praktikanten einweihte. Nachricht ist nicht: A Dog bites a man. A man bites a dog, that's news! Das Unerwartete also. Vulkanausbruch, Wirbelsturm, Lawinenunglück. Ob im Sommer weniger Männer ihre Zähne in Hunde schlagen als im Winter? Fraglich. Brechen sommers weniger Vulkane aus? Wirbeln weniger Stürme?

 Nein, Vulkane und Hundebeißer sind im Sommer nicht verreist, wohl aber eine Spezies, die für die Journalisten viel wichtiger ist: Politiker. Der Bundestag macht wie die gleichnamige Fußballiga Sommerpause. Angela Merkel und Guido Westerwelle sind im Urlaub, und auf Lanzarote funktionieren die Handys so schlecht. Ein paar Wochen im Jahr müssen wir bedauernswerte Schreiber also auskommen ohne Sätze wie „Der Generalsekretär kommentierte die Bemerkung des Regierungssprechers über die Worte des Oppositionsführers ...“. Ein gebissener Hund ist so etwas nicht, schon gar kein Vulkanausbruch und genaugenommen auch keine Nachricht. Eigentlich ist das gar nichts. Wie immer liegt das Wesentliche nahe: Das Sommerloch ist ein Nichts im Urlaub. Robin Alexander