Kulturbanausen bleiben am Landwehrkanal

■  Der Bezirk Treptow hat die geplante Räumung des Alternativprojekts „Wagendorf Lohmühle“ in letzter Minute ausgesetzt. Ausschlaggebend sei die breite Solidarität der Bevölkerung gewesen, meinen die Bewohner

Aufatmen bei den Bewohnern des Wagendorfs Lohmühle: Die Wagenburg, idyllisch am Ostufer des Landwehrkanals auf Höhe des Görlitzer Parks gelegen, darf vorerst bleiben. „Eine Räumung ist in absehbarer Zeit nicht vorgesehen“, bestätigte gestern Baustadtrat Dieter Schmitz (SPD) .

Dem Einlenken des Bezirks war ein Ultimatum des Bürgermeisters Siegfried Stock (SPD) von Mitte April vorangegangen. Demzufolge sollten die rund 20 Bewohner des Alternativprojekts das Gelände bis zum vergangenen Sonntag verlassen. Die seit 1991 an der Lohmühlenstraße ansässige Wagenburg sollte nach dem Willen des Bezirks dem Bau eines Uferwanderwegs weichen.

Jetzt ist den Bewohnern im Alter zwischen 17 und 40 Jahren erst mal eine Verschnaufpause gegönnt. Zwar sollen die Baumaßnahmen für den Weg in Kürze beginnen, Baustadtrat Schmitz sagte: „Wichtig ist, dass wir am 15. August zu bauen anfangen können.“ Doch nach einer Ortsbegehung, die das Grundstücksamt mit den Bewohnern durchführte, wurde gestern Entwarnung gegeben: „Das Ergebnis ist ganz in unserem Sinne“, sagte Jürgen Hans, Vorsitzender des Trägervereins „KulturBanausen“. Die Bauwagen müssen nur um wenige Meter verrückt werden. Dies entspreche den Vorschlägen, die man dem Bezirk im April vorgelegt habe.

Zufrieden ist man mit den Planungen dennoch nicht. Das Bebauungsvorhaben sei ökologischer „Irrsinn“, meint Hans. 21 Bäume, 23 Sträucher und über 150 Stauden habe man auf dem Ufergelände gezählt. Die „KulturBanausen“ fürchten, dass ein Großteil dieser Bestände der Asphaltierung des Weges zum Opfer fallen könnte. „Mit Sicherheit wird man da was wegnehmen müssen“, bestätigt die Bauverwaltung.

Der Verein weist zudem darauf hin, dass die veranschlagten Baukosten von 15.000 Mark eine Fehlkalkulation seien. Einen alternativen Entwurf der Wagenbewohner, der einen blindengerecht ausgestatteten Holzweg direkt neben dem Ufer vorsah, hat der Bezirk abgelehnt.

Ihren Erfolg schreiben die Wagendorfbewohner vor allem der Unterstützung ihrer Nachbarn zu. 1.200 Anwohner schickten Briefe an den Bürgermeister, 5.000 beteiligten sich an einer Unterschriftenaktion für den Erhalt des Projekts. Mit Nutzungsverträgen, um die man sich seit Jahren bemüht, rechnet Jürgen Hans trotzdem nicht: „Langfristig wollen die uns hier weghaben.“

Andreas Spannbauer