Umweltskandal in Weißensee aufgedeckt

■ Unternehmer soll 100.000 Kubikmeter Sondermüll falsch gelagert haben

Rund 100.000 Kubikmeter Sondermüll soll ein Berliner Unternehmer unsachgemäß gelagert haben. 100.000 Kubikmeter – das entspricht dem Rauminhalt von rund 2.000 durchschnittlichen Berliner Zimmern. Keine Kleinigkeit, dachte sich auch die Polizei und verhaftete den 34-jährigen Mann, wie die Behörde gestern mitteilte. Der Vorwurf: schwere Umweltgefährdung und unerlaubter Umgang mit gefährlichen Abfällen. Nach Polizeiangaben ist ein Schaden von drei bis vier Millionen Mark entstanden.

Der Mann habe seit September 1998 über mindestens zwei seiner Firmen besonders überwachungswürdige Abfälle zu Dumpingpreisen entgegengenommen, erklärte eine Polizeisprecherin. Dabei habe es sich um Baumischabfälle, die zum Teil Asbest enthielten, um mit Holzschutzmittel kontaminierte Bauhölzer und um Altölfässer gehandelt. Die gefährlichen Abfälle habe er umweltgefährdend auf seiner Deponie in der Blankenburger Straße in Weißensee gelagert, so die Sprecherin. Die Polizei vermutet, dass der Mann die Deponie aufgeben wollte, ohne den Müll zu entsorgen.

Das zuständige Umweltamt des Bezirks und Mitarbeiter der Senatsumweltverwaltung waren jedoch misstrauisch geworden, wie ein Sprecherin der Verwaltung erläuterte. Grundsätzlich würden Deponien beobachtet und die Messwerte überprüft, so die Sprecherin.

Die Polizei hatte die Deponie in der Blankenburger Straße bereits am vergangenen Samstag durchsucht. Dabei fanden die Beamten unter anderem einen Container, dessen Boden stark mit Kohlenwasserstoffen kontaminiert war. Wegen der hohen Temperaturen habe eine „hohe Brandgefahr“ bestanden, erklärte die Polizei. 50 Meter entfernt befindet sich eine Eigenheimsiedlung. Das Umweltamt Weißensee hat daraufhin die brennbaren Flüssigkeiten von einer Privatfirma entsorgen lassen.

Derzeit wird die Deponie weiter untersucht. Dabei soll festgestellt werden, in welchem Maß der Untergrund mit Schadstoffen belastet wurde. Die Kosten der Umweltschäden, die unter anderem durch Einsickern der Gifte in das Grundwasser entstehen könnten, müssten vom Eigentümer des Grundstücks und teilweise vom Bezirksamt getragen werden, erklärte die Polizeisprecherin.

Der 34-Jährige wurde bereits am Donnerstag am Bahnhof Zoo festgenommen. Nach Polizeiangaben wurden bei ihm ein falscher Reisepass sowie ein Blankopass gefunden. Die Ermittlungen gehen weiter: So sollen noch zwei weitere Deponien in Marzahn und in Schönerlinde, Landkreis Barnim, überprüft werden.

Richard Rother