Preiskampf geht in nächste Runde

■  Einzelhandel: Spar reagiert auf „Dauertiefpreise“ von Rewe. Das Kartellamt ermittelt, und die Verbraucherschützer sind nicht nur begeistert über die Schnäppchen

Berlin/Frankfurt (taz/AP) – Die Spar-Gruppe in Hamburg hat gestern den Fehdehandschuh von Rewe angenommen und die Preise für 1.000 Produkte in ihren Eurospar-Supermärkten öffentlichkeitswirksam gesenkt. Damit reagiert sie auf die Dauertiefpreis-Aktion von Rewe in deren Ketten wie Minimal oder Penny. Der Einzelhandelsverbund mit Sitz in Köln hatte damit über 50 Lebensmittelartikel undWaschmittel 20 bis 30 Prozent billiger etikettiert.

Rewe ist der größte Lebensmitteleinzelhändler Europas. Spar ist mit 4.000 Läden in Deutschland auch nicht gerade klein. Rewe reagiert mit seiner Aktion nach eigenen Angaben aber auf andere Niedrigpreiskampagnen von Anbietern wie Aldi.

Der Verband des Einzelhandels (HDE) ist über den Preiskampf gar nicht begeistert. HDE-Hauptgeschäftsführer Holger Wenzel sagte gestern, es sehe bisher nicht so aus, als ob der Preiskampf schnell beigelegt werden könne. Das sei zwar erfreulich für die Verbraucher, aber ein Problem für die Unternehmen. „Letztlich überleben nur die ganz, ganz Großen“, befürchtete Wenzel. Dadurch müsse der Verbraucher auch weitere Wege in Kauf nehmen. Der HDE vertritt 470.000 selbständige Unternehmen mit rund 3,3 Millionen Beschäftigten und etwa 964 Milliarden Mark Umsatz pro Jahr.

Ob der Preiskampf überhaupt rechtens ist, prüft seit gestern das Bundeskartellamt in Berlin. Zwei mittelständische Lebensmittelhändler hätten sich im Juli über Rewe beschwert, so die Wettbewerbshüter. Dabei soll ein neuer Passus im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen zur Anwendung kommen. Er greift, wenn marktmächtige Firmen Waren „nicht nur gelegentlich unter dem Einstandspreis“ verkaufen.

Hier steckt der Teufel jedoch im Detail: Wie berechnet man den Einkaufspreis in einem Konzern? Kann der Rabatt beim Einkauf von einem Milchlieferanten auf andere Milch, gar auf alle Milchprodukte umgelegt werden, ist zum Beispiel noch unklar. Und was ist „nicht nur gelegentlich“? Rewe könnte hier zum Präzedenzfall werden. Das Kartellamt wird aber erst in ein paar Wochen entscheiden, ob überhaupt ein Verfahren eröffnet wird. Laut einem Rewe-Sprecher hat der Konzern nichts dagegen, wenn die Preisfrage in einem Musterverfahren geklärt wird.

Die Verbaucherschützer sehen den Preiskampf ebenfalls mit gemischten Gefühlen. Georg Abel, Geschäftsführer der Verbraucherinitiative mit Sitz in Bonn: „Solche Sonderangebote muss der Kunde oft an anderer Stelle mitzahlen. Wir wünschen uns eher dauerhafte, konstante Preise. Dann sind auch keine Hamsterkäufe nötig.“ Die Verbraucherini hat schon 1995 Kritereien über sinnvolle Preisauszeichnungen in Supermärkten aufgestellt. Dazu gehören auch Informationen, wie lange dieser Preis schon besteht und welche Preise diese Woche hoch- oder runter gingen. rem