Flirts à la Sax

■ Die Saxophonistinnen Simone Otto und Nicola Lutz bescherten dem Oldenburger Kultursommer den tourfähigen Höhepunkt

Ein Strosaxburi steht im Gebüsch und krächzt und schimpft, quietscht und plappert vor sich hin. Ein freches Saxophon ohne Mundstück antwortet ihm ploppend, schnalzend und wimmernd. Simone Otto und Nicola Lutz haben sich mit ihrer Saxophon-Familie – von Sopran bis Bass – ins Gestrüpp des Oldenburger Schlossgartens verlaufen, so scheint es. Ihr Konzert in der Reihe „Neue Musik im Schlossgarten“ war gewiss das Virtuoseste, Lustigste, Packendste und Anspruchsvollste im bisherigen Angebot des Kultursommers – tatsächlich umsonst und sehr draußen, bei dreißig Grad im Schatten der Bäume.

Das Konzert in Zusammenarbeit mit „oh ton“ spannte einen Bogen von eher expressionistisch angehauchten „Dialogues“ für zwei Altsaxophone von Gérard Massias bis zu dem „Strosaxburi“ von François Rossée, einem funkelnden, frechen und absurden Dialog zweier Tenorsaxophone mit Fetzen quasselnden elsässer Dialekts und kullernden, plappernden und grummelnden Tapezuspielungen. Mit differenziertem Timing entwerfen die beiden Musikerinnen ein Hörspiel mit allen Körperteilen des Sax – Klappengeräusche eingeschlossen. Mal stiebt zwitscherndes Federvieh davon, mal zieht dräuendes Wetter bedrohlich auf und zu allem gibt der Strosaxburi, dieser knieselnde Wicht, seinen elsässelnden Senf ab.

Doch sie können auch anders. Im Knabenduett für Sopransaxophone von Karlheinz Stockhausen entwerfen die beiden schöne Linien, gegenläufige Modulationen und weben eine flirrende Textur, in dem der hier klare Ton von Nicola Lutz von dem angegrauten Sopran der Niederländerin Simone Otto kokett von der Seite angekratzt wird. Ein Flirt à la Sax. Marijke Gerwin