Nach der Kinderpause lieber eigene Wege gehen

■ Sich selbstständig zu machen wird für immer mehr Frauen in Deutschland attraktiv

Das Geld ist knapp, die Zeit ist lang, das Kind ist groß. Statt sich, um in das Berufsleben wieder einzusteigen, eine Stelle zu suchen, gründen immer mehr Frauen in Deutschland ein eigenes Unternehmen. Aussagekräftige Statistiken über diesen Trend gibt es zwar kaum, aber eines ist unbestritten: Frauen gründen anders.

Eine Familie hält Frauen nicht von einer Gründung ab. Und sie bauen häufiger Teilzeitunternehmen auf als Männer. Sie gründen vorsichtig und machen lieber wenig Schulden. Frauen sind zwar qualifiziert, bleiben aber seltener in der Branche, in der sie ausgebildet wurden. Sie bevorzugen für ihre Ideen risikoreiche und konkurrenzstarke Bereiche in Dienstleistungen und Handel. Sie haben in der Regel weniger Eigenkapital und können seltener die von den Banken geforderten Sicherheiten für einen Kredit angeben als männliche Existenzgründer. Und diese Merkmale einer „untypischen Gründung“ bringen Probleme mit sich.

„Frauen fehlt oft die langjährige Berufserfahrung und damit das Netzwerk, das sie mit Informationen versorgt.“ sagt Britta Buschmann, Vorstandsmitglied des Deutschen Gründerinnenforums (DGF).

Das Beratungsangebot nehmen sie oft nicht ausreichend in Anspruch – und spazieren dann ohne Konzept und Marktanalyse zur Bank, um einen Kredit zu beantragen, so die Erfahrungen bei der DGF. „Für viele Banken ist das ein Hinweis auf eine Hobbygründung. Sie nehmen das Anliegen nicht ernst, und behandeln es auch so.“, berichtet Buschmann. Hausbanken lehnen nach einer Untersuchung der Deutschen Ausgleichsbank Kreditanträge außerdem bei mangelndem Eigenkapital und fehlenden Sicherheiten gerne ab. Frauen beantragen kleinere Kreditsummen, die Banken wegen des bürokratischen Aufwandes aber ungerne bewilligen. Hinzu kommt, dass Frauen sich immer noch weniger selbstbewusst präsentieren als Männer.

Diese kleinen Hindernisse bei der Existenzgründung könnten leicht überwunden werden. Beratung und Fördermittel speziell für Frauen gibt es mittlerweile genug, von „Fit für das Bankgespräch“ bis zur professionellen Standortanalyse. Ein „Förderdschungel“ sei entstanden, so Buschmann sogar. Frauen mit Familie haben aber wenig Zeit für aufwendige Suche, Behördengänge und Vergleiche. Buschmann will deshalb versuchen, das Angebot zu bündeln. Ziel ist eine Gründungsberatung und -förderung aus einer Hand. Denn das Vorurteil, Frauen schüfen gerade mal ihren eigenen Arbeitsplatz, ist falsch: Laut Deutsche Ausgleichsbank entstanden durch die 1997 mit Hilfe dieser Bank gegründeten Frauenunternehmen im Durchschnitt vier, in den neuen Ländern sechs Arbeitsplätze. Es lohnt sich also: Frauen gründen zwar anders als Männer – aber sie sind genauso erfolgreich.

Maike Rademaker