Kommentar
: 18-mal giftiger als Benzin

■ Dieselsprit muss teurer werden

Diesel wird niedriger besteuert als Benzin: An der Zapfsäule ist er fast 50 Pfennig billiger. Warum eigentlich? Schließlich machen die dieselbetriebenen Busse und Lkws mehr Lärm und belasten die Straßen stärker als andere Fahrzeuge. Und wenn man erklärtermaßen die Bahn als Gütertransportmittel stärken will, warum kriegen dann die Spediteure einen ermäßigten Mineralölsteuersatz? Es macht keinen Sinn, eine Branche über einen niedrigen Dieselpreis indirekt zu subventionieren.

Um den Unterschied zu rechtfertigen, muss es schon einen wirklichen Vorteil des Diesels als Kraftstoff geben. Weil er so schön sparsam ist, wird die Industrie nicht müde, den Motor als „umweltfreundlich“ zu verkaufen. Das ist richtig und falsch zugleich, denn Diesel spart zwar Energie – aber gesund ist er deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil: Diesel-Abgase sind 18-mal krebserregender als die von Benzin. Das ergab jetzt eine Studie des Umweltbundesamtes. Sie zeigt einmal mehr, dass ein Dieselmotor nicht unbedingt die bessere Wahl ist.

Dabei hatte die Industrie so hart am Image des Dieselmotors gebastelt. Er qualmt und nagelt nicht mehr. Seine Verbrauchswerte sind dank Direkteinspritzung ein Fünftel niedriger als die vom Benziner. Und lahm ist der Diesel dank Turbo auch nicht mehr – inzwischen darf er sogar einen BMW antreiben.

Wenn es jedoch darum geht, den Diesel auch gesünder zu machen, ist die deutsche Industrie deutlich lustloser. Während der französische Hersteller Peugeot bereits angekündigt hat, einen Filter einzubauen, der die schädlichen Rußteilchen zurückhält – die einzig wirksame Maßnahme –, basteln die Deutschen noch an kleinen Verbesserungen am Motor.

Und der Benziner holt im Verbrauch auf. Der japanische Hersteller Mitsubishi hat das Prinzip der Direkteinspritzung auf den Benziner übertragen – und wird damit ähnlich sparsam. Es gibt also keinen Grund, den Dieselsprit weiter besser zu behandeln als Benzin. In Großbritannien hat man das schon gemerkt: Dort kosten beide Treibstoffe inzwischen gleich viel. Hierzulande dagegen gibt es noch Widerstände, nicht zuletzt aus der Autoindustrie: Schließlich wären die teureren Dieselmotoren nur schwer abzusetzen, wenn der Sprit das Gleiche kostet. Matthias Urbach

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