■ Die Telekom kauft eine britische Firma
: Buy, buy, buy!

Ron Sommer und seine Mannen haben es endlich geschafft. In ihrer verzweifelten Suche nach weiteren internationalen Standbeinen haben sie eine ausländische Firma gekauft. Nach der Pleite mit der Telecom Italia und den verschiedensten Gerüchten über Verhandlungen in aller Herren Länder konnte den Börsenbeobachtern endlich einmal Vollzug gemeldet werden.

Die Frage ist nur: Lohnt sich der Kauf? Immerhin hat die Telekom mit One2One ein Unternehmen eingesackt, das bei einem Umsatz von gut zwei Milliarden Mark über 20 Milliarden kostet. Selbst wenn die Wachstumsraten von 30 oder 40 Prozent im Mobilfunkbereich noch einige Jahre anhalten, werden die heute gefragten Renditen von 10 oder 20 Prozent bei dieser Investition noch auf sich warten lassen.

Aber bei der Telekom stellte sich das Problem ja andersherum: 10 oder 20 Milliarden Mark kann der rosa Riese immer irgendwoher kramen. Das ist gerade mal der Betriebsgewinn eines Jahres. Eine hohe Rendite für die T-Aktionäre (also vor allem den Staat, der nach wie vor zwei Drittel der Aktien hält) ist dabei zwar wünschenswert und auch ein gerne verkündetes Ziel.

Aber die Strategie ist natürlich wichtiger – man will ja schließlich in der Weltspitze bleiben. Und dort werfen derzeit vor allem britische und US-amerikanische Konzerne mit zweistelligen Miliardenbeträgen nur so um sich. Alle heutigen Telekomriesen müssen deshalb zu Giganten werden, weil sie sonst in ein paar Jahren einfach aufgekauft werden.

Profitieren werden von den entstehenden multinationalen Konglomeraten vor allem international tätige Geschäftskunden und Unternehmen. Sie können dann – wenn es keine Kartellabsprachen unter den wenigen künftigen Herrschern der Kommunikationsnetze gibt – für ihre Bedürfnisse den jeweils günstigsten Anbieter wählen.

Wie der Privatkunde von der Konzentration in der Branche profitieren könnte, ist derzeit noch unklar. Für den kleinen, aber informierten Telefonierer ist ein Gewusel von Möglichkeiten besser als ein paar wenige große internationale Vermittlungskonzerne. Doch dank Internet und anderen heute noch unbekannten Möglichkeiten der als wundervoll angekündigten kommenden technischen Multimediawelt – es wird immer wieder billige Schlupflöcher für das stetig ansteigende Kommunikationsbedürfnis von unsereinem geben. So bleibt jedenfalls zu hoffen. Reiner Metzger